Johanna Schopenhauer
Die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer, Mutter des Philosophen Arthur, zählt zu den berühmtesten Frauengestalten der Goethezeit. Neben Reisebeschreibungen verfasste sie Erzählungen und Romane, die sich zu ihrer Zeit großer Beliebtheit erfreuten. 1766 in der florierenden Handelsstadt Danzig geboren, wächst Johanna in einer Atmosphäre von Toleranz und Weltoffenheit auf. Ihr Vater, ein wohlhabender, republikanisch gesinnter Kaufmann, ermöglicht ihr eine gute Allgemeinbildung. Schließlich heiratet sie den wesentlich älteren Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer, durch den sie zu einer begeisterten Anhängerin des Freiheitsgedankens der französischen Revolution wird. Als die preußische Blockade Danzig als freie Handelsstadt behindert, zieht die Familie nach Hamburg. Johanna ist gerade 27 Jahre alt, und die deutsche Hansestadt ist nicht nach ihrem Geschmack. Noch dazu beeinträchtigen geschäftliche Schwierigkeiten das Glück des unterschiedlichen Paares. Um diesen Umständen zumindest zeitweilig zu entkommen, unternehmen die beiden bemerkenswerte Reisen. Frankreich, England und Schottland sind die Ziele, doch trotz dieser Ablenkung kommt Heinrich Floris mit dem Leben nicht mehr zurecht. Er stürzt sich 1805 aus dem Fenster eines Speichers. Johanna Schopenhauer bleibt als Witwe mit zwei Kindern zurück.
Johanna Schopenhauer übersiedelt mit ihrer erst neunjährigen Tochter Adele nach Weimar und versucht, Anschluss an das dortige kulturelle Leben zu finden. Die gebildete und weltoffene Frau lädt regelmäßig zu einer Salonrunde in ihrem Haus ein, und es gelingt ihr, einen literarischen Zirkel weltberühmter Gäste zu empfangen. Goethe fühlt sich wohl in ihrer Gesellschaft, die unterhaltsamen Abendgesellschaften der "Hofrätin Schopenhauer" sind sogar in Texten von zeitgenössischen Adabeis überliefert. Als das Bankhaus Muhl in Danzig Bankrott macht, verliert sie einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens. Es ist als Frau fast unmöglich, die eigene Existenz zu sichern. Es stehen keine Berufszweige offen, doch Johanna hat das Glück, auf Kunstbesitz der Familie zurückgreifen und – schreiben zu können. Mittlerweile verkaufen sich ihre Bücher gut, Zeitschriften bitten sie um Mitarbeit. Adele und Arthur, ihre beiden Kinder, sind fast erwachsen, doch nun muss sie die Entfremdung zu ihrem Sohn hinnehmen, der die Weimarer Gesellschaft seiner Mutter nicht schätzt. Schließlich kommt es zum endgültigen Bruch, der durch die literarische Erfolglosigkeit Arthurs noch beschleunigt wird. Adele, die Tochter, ist ebenfalls literarisch begabt, spielt Theater und wird von Goethe gefördert. Arthur Schopenhauer, der versponnene Philosoph, ist schließlich derjenige, der dem Namen der Familie bis in die heutige Zeit Bedeutung verschafft.
Promenaden unter südlicher Sonne
Schopenhauer, Johanna: Promenaden unter südlicher Sonne.
Die Reise durch Frankreich 1804
Promedia 1993. 280 S. geb.