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ISBN: 978-3-85371-502-4 Kategorie: Frauenreisen.Montagu, Mary Wortley: Briefe aus dem Orient.
Frauenleben im 18. Jahrhundert
Promedia 2022. 248 S. 12 x 20. gebunden, bebildert
€ 27,00. ISBN: 978-3-85371-502-4
Herausgegeben von Gabriele Habinger
Am 1. August 1716 besteigen eine schöne junge Frau, ein stattlicher Herr und ein kleiner Junge in London eine vornehme Reisekutsche. Ihr Ziel: der Orient, das damalige Osmanische Reich. Die Lady heißt Mary Wortley Montagu, Tochter aus vornehmem Haus. Ihr Ehemann ist Mitglied des Parlaments und soeben zum Botschafter in Konstantinopel berufen worden.
Während ihres Aufenthaltes im Nahen Osten lässt Lady Montagu Bekannte und Freunde anhand von Briefen an ihren Eindrücken und Erlebnissen teilhaben, im Bewusstsein, „eine Reise getan (zu haben), die seit Jahrhunderten keine Christin unternommen hat“. Lady Montagus unterhaltsame „Briefe aus dem Orient“ werden von den Adressaten in England zunächst von Hand zu Hand weitergegeben, dann 1763 in Buchform vorgelegt und bis heute immer wieder neu aufgelegt.
Ihren dauerhaften Erfolg verdanken Montagus Briefe der literarischen Qualität und Originalität und dem unterhaltsamen Ton, um den sich die Schreiberin stets bemühte. Doch das große Interesse an den Briefen liegt nicht nur am Schreibstil. Der Orient ist damals ganz allgemein in Mode. Das Morgenland offenbart sich der westlichen Welt als unermessliche, märchenhafte Schatztruhe.
Orientalisches Ambiente in den Libretti von Opern und Singspielen gibt davon ein beredtes Zeugnis. Auch Lady Montagu kleidet sich ganz im Stil der orientalischen Frau mit weiter Hose, Kaftan und einer Robe. Sie trägt den türkischen Schleier, den Jaschmak, um „ungeniert herumreisen zu können und um eine Leidenschaft zu befriedigen, die bei mir so mächtig geworden ist: meine Neugierde“. Sie fühlt sich in dieser Kleidung so frei wie die türkischen Frauen, die sie für „vielleicht freier als alle übrigen des Erdbodens“ hält.
Den Originaltexten vorangestellt wird eine Einleitung der Herausgeberin über die Tradition der weiblichen Orientreisen sowie ein Porträt von Lady Montagu. Literaturhinweise und eine kurze Darstellung über das Osmanische Reich ergänzen die Auswahl der Originaltexte.
Die Autorin
Lady Mary Wortley Montagu (1689–1762), war eine englische Schriftstellerin und Lyrikerin. Von 1716 bis 1718 lebte sie mit ihrem Ehemann in Konstantinopel, wo die „Briefe aus dem Orient“ entstanden.
27,00 €
Montagu, Mary Wortley: Briefe aus dem Orient.
Frauenleben im 18. Jahrhundert
Promedia 2022. 248 S. 12 x 20. gebunden, bebildert
Im Jänner 1717 begann die strapaziöse Reise von Wien über Ungarn, Serbien und Bulgarien in die Türkei. Die Literatin stimmte den Inhalt ihrer Briefe auf die Empfängerinnen ab. Einer Dame aus dem königlich englischen Hofstaat schilderte sie ausführlich einen Besuch im Frauenbad. Dem befreundeten Abbé Conti teilte sie ihre Beobachtungen über den Islam mit: Unsere Kenntnis von den Sitten und der Religion sind mehr als unvollkommen. Man habe bisher wenig Wissenswertes erfahren, denn die fremden Kaufleute wären nur an ihren Geschäften interessiert und die Einheimischen mieden den Kontakt mit ihnen. Ihrer Schwester, Gräfin Mar, beschrieb sie detailliert die Tracht, die sie auch selbst verwendete. Dem Schriftsteller Alexander Pope schickte sie Kostproben eines Liebesgedichts. Einer Hofdame erklärte sie die Bauart der Häuser und Paläste, die ihr sehr zusagte. Dabei ist ihr der Neuigkeitswert bewusst, weil andere Verfasser gerne das schildern, was sie nie gesehen haben. … Nur wenn er von einem gewissem Rang ist oder zu einem außerordentlichen Anlass kann ein Christ das Haus eines Vornehmen betreten, ihre Harems aber sind stets verbotener Boden. Einmal war sie von der Gattin des Großwesirs zum Speisen eingeladen, was bisher noch keiner Christin zuteil ward. Dabei unterhielten sie Sklavinnen mit Lautenspiel, Gesang und Tanz. Ein weiterer Besuch, bei der Frau eines hohen Beamten folgte. Die Lady, die in der Wiener Hofgarderobe erschien, war von der Schönheit der Damen, der Kleidung und Gemächer geblendet.
Austria-Forum, 02.05.2022
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