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ISBN: 978-3-85371-421-8 Kategorie: Kultur und Gesellschaft.Deren, Maya: Der Tanz des Himmels mit der Erde.
Die Götter des haitianischen Voodoo
Promedia 2017. 360 S. 14,8 x 21. brosch.
€ 27,00. ISBN: 978-3-85371-421-8
In der haitischen Voodoo-Religion treffen sich die Götter zum kosmischen Tanz der Archetypen. Dieser Tanz erstreckt sich vom Himmel über die Erde bis in die Unterwelt, in deren Abgründen – analog zur menschlichen Psyche – Licht und Schatten nebeneinander existieren. Maya Derens bahnbrechendes Buch aus dem Jahr 1951 beschreibt das Innere dieser Religion zum ersten Mal für ein westliches Publikum. Zum hundertsten Geburtstag der Autorin erscheint es nun neu in deutscher Übersetzung.
1947 reiste die junge amerikanische Regisseurin Maya Deren nach Haiti, um einen Film über die örtlichen Tänze aufzunehmen. Doch je tiefer sie in die Materie des haitianischen Voodoo eindrang, desto mehr wandelte sich ihre Arbeit zu einer Beschäftigung mit den religiösen und philosophischen Wurzeln der Rituale. Deren erkannte die widerständige Kraft dieses „geheimen“ Glaubens, der in der Geschichte immer wieder Aufstände anführte, die schließlich die frühe Unabhängigkeit von Haiti im Jahr 1804 erzwangen. Die Filmemacherin interpretierte ihre Rolle auf Haiti im Zuge ihrer Erfahrungen nun neu: Nicht das Kunstwerk stand im Vordergrund, sondern die im Kosmischen verankerte Lebensweise der schwarzen haitianischen Bevölkerung. Statt ihren Film fertigzustellen, ging Deren im September 1951 daran, ihre Beobachtungen in einem Buch niederzuschreiben, das heute noch eine der wesentlichsten Studien zu dieser Religion darstellt.
Für Deren ist es gerade ihre Position als Künstlerin, die sie tiefer als jede Forscherin hinter die Masken des Voodoo blicken lässt. Und sie macht Parallelen aus zwischen den Ausgebeuteten der Kulturindustrie und den Nachfahren der Sklaven auf Haiti: „Auch wir werden von professionellen Kritikern falsch dargestellt und sind Opfer eines spirituellen Imperialismus; unsere heiligsten Kulturschöpfungen werden als Hinterhofkunstwerke plagiiert, man schnüffelt in unseren Lebensläufen herum, unsere Psyche wird analysiert, und wenn jedermann nach seinem Belieben sein Vergnügen an uns hatte, werden wir aus unseren Heimatgebieten vertrieben, unsere bescheidenen Wohnungen erklärt man für baufällig und ersetzt sie durch einen chromglänzenden Wolkenkratzer.“ Überzeugt von der grundlegenden Verbindung zwischen ihr und ihrem Forschungsgegenstand gelang es Deren, die Riten und Regeln, die Tänze und das Wesen des Voodoo detailliert und mit großer Sympathie darzustellen. Somit verstand sie sich als Intellektuelle, die den Unterdrückten und ihrer Kulturwelt eine Stimme verleiht.
Die Autorin
Maya Deren wurde 1917 in Kiew geboren. Sie wuchs im US-Bundesstaat New York auf, wo sie auch die Universität besuchte. Als eine der ersten Frauen des avantgardistischen Experimentalfilms wurde Deren weit über die Vereinigten Staaten hinaus bekannt und beeinflusste mit ihren Werken „Meshes of the Afternoon“ (1943), „At Land“ (1944) und anderen Kurzfilmen eine ganze Generation von Regisseuren. Während ihr Buch über den haitianischen Voodoo zu Lebzeiten erschien, wurde der Film „Divine Horsemen, The Living Gods of Haiti“ erst 1985 veröffentlicht. Maya Deren starb 1961.
27,00 €
Deren, Maya: Der Tanz des Himmels mit der Erde.
Die Götter des haitianischen Voodoo
Promedia 2017. 360 S. 14,8 x 21. brosch.
Es ist schön, dass diese längst zum Klassiker gereifte ethnologische Pionierarbeit mit dem ganz individuellen ideographischen Forschungsansatz Maya Deres wieder erhältlich ist.
35 Millimeter-Retromagazin, Juni 2017
Wer anfängt, sich mit Voodoo zu beschäftigen, entdeckt eine Welt so fantasievoll, so vielfältig, so schreckenerregend, machtvoll, so uralt und so lebendig, dass sich, ganz wie bei Maya Deren vor über 60 Jahren, ein tiefes Gefühl der Demut und der Freude einstellt. Maya Deren starb jung, doch wer ihr Buch liest, ahnt, dass sie einen Teil dieser Welt entdecken durfte, der anderen verborgen bleibt.
http://literarischehebamme.de/der-tanz-des-himmels-mit-der-erde
Sarah Rubal, literarischehebamme.de, 19.06.2017
Indes der Film „Divine Horsemen: The Living Gods of Haiti“ unvollendet blieb und erst 16 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht wurde, erschien die profunde, detailreiche und mit wissenschaftlichen Auseinandersetzungen angereicherte Niederschrift ihrer persönlichen Erfahrungen mit der Voodoo-Kultur bereits 1953 – sie gilt bis heute als eine der wesentlichsten zu diesem Thema.
In die Lektüre des nun neu auf Deutsch aufgelegten Buches hineinzufinden, ist durchaus eine Herausforderung. Ein ausführliches Glossar erleichtert es, sich mit den Grundbegriffen, der metaphysischen Grundstruktur und dem Vokabular des Voodoo vertraut zu machen.
Roman Scheiber, ray, Mai 2017
Maya Derens in den fünfziger Jahren verfasstes und dieser Tage in deutscher Sprache publiziertes Werk beschreibt die Religion und Kultur des Voodoo, die heutzutage das Leben von zirka sechzig Millionen Menschen prägt, vor allem in Haiti, Louisiana/USA und einigen Ländern Afrikas. In Haiti gehören schätzungsweise drei Viertel der Bevölkerung dem Voodoo an. Gleichzeitig bekennen sich dort neunzig Prozent auch zum katholischen Glauben. Eine Erklärung dafür sieht Deren in der außerordentlichen Komplexität und Flexibilität des Voodoo, der keine Schwierigkeiten habe, das katholische Christentum in den eigenen Glauben zu integrieren; die Marien-Verehrung finde sich nahtlos auf eine zentrale weibliche Figur des Voodoo übertragen.(…) Maya Deren gibt uns spannende Darstellungen von etablierten Loas bzw. Gottheiten, sie zeigt uns einen teils gewinnenden, teils abstoßenden Facettenreichtum etwa vom ebenfalls in der Rangordnung hochstehenden Guèdé, dessen Charakter sich im Lauf der Zeit aus einem stolzen Helden in einen opportunistischen modernen Politiker verwandelte.
Wolf Senff, titel-kulturmagazin.net, 24.04.2017
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