Product Information
ISBN: 978-3-85371-378-5 Kategorie: Politik und Ökonomie.Pirker, Werner: Dialektik der Konterrevolution.
Schriften gegen Restauration und Weltordnungskriege
Promedia 2014. 224 S. 14,8 x 21. brosch.
€ 19,90. ISBN: 978-3-85371-378-5
Der Kärntner Autor und Marxist Werner Pirker (1947–2014) hat den Zusammenbruch der sozialistischen Staatenwelt publizistisch intensiv begleitet und wie kaum ein anderer im deutschsprachigen Bereich systematisch analysiert. Von 1986 bis 1991 Moskau-Korrespondent der Wiener „Volksstimme“, erlebte er den Durchmarsch des Kapitalismus in der Sowjetunion hautnah. Seine Erfahrungen vor Ort und seine Analyse sowohl der äußeren wie der inneren Faktoren des Zusammenbruchs ließen ihn die konterrevolutionäre Dimension des Geschehens erkennen. Ihre Folgen haben sein politisches Denken geprägt.
Von 1994 bis zu seinem Tod im Januar 2014 bestimmte Werner Pirker mit seinen Beiträgen maßgeblich das politische Profil der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „junge Welt“. Ob Kommentar, Analyse, Reportage, Interview oder die Kolumne „Schwarzer Kanal“ – ein von ihm besonders gepflegtes Genre der Kritik bürgerlicher Publizistik: Pirker, in historischer Dialektik geschult, zerlegte in seinen Texten mit scharfem Verstand und in äußerst präziser Diktion den Ungeist der neuen Weltordnung.
Pirker sprach im Zusammenhang mit der brutalen Durchsetzung der Restauration von „Völkerrechtsnihilismus“ – ein von ihm geprägter und seither geläufig gewordener Begriff. Vorzugsweise nahm er sich „antideutsche“ Mitläufer vor, die er als „bellizistische Vorhut“ der Menschenrechtskrieger enttarnte. Und Pirker rückte auch im Alter nicht wie viele seiner Weggefährten von einer Gegnerschaft zur US-Politik ab, deren ideologische Hintergründe er als „Zersetzung der Vernunft“ ansah.
„Seine Arbeiten enthalten ein Kompendium über linke Esoterik, insbesondere die Vorstellung, den Sozialismus mit Hilfe des Imperialismus und dessen politischem und geistigem Fußvolk einzuführen“, heißt es im Vorwort von jW-Chefredakteur Arnold Schölzel, der Pirker in der Tradition bekannter Autoren des 1848er-„Vormärz“ sieht.
In vier Kapiteln (Revolution und Konterrevolution, Von Krieg zu Krieg, Weltproblem Nahost, Die neoliberale Internationale) untergliedert, präsentiert das Buch eine Auswahl von Werner Pirkers in der „jungen Welt“ erschienenen Schriften. Ein Gespräch mit der Redaktion „Schattenblick“ aus dem Jahr 2013 über sein politisches Selbstverständnis rundet den Band ab.
Der Autor
Werner Pirker, geboren 1947 in Feldkirchen/Kärnten, war von 1975 bis 1991 Redakteur der „Volksstimme“. Jahrelange Korrespondententätigkeit in Moskau. Ab 1994 bei der Berliner Tageszeitung „junge Welt“, zwischen 1997 und 2000 deren stellvertretender Chefredakteur. Seit 2000 arbeitete Pirker als freier Journalist in Wien. Er starb am 13. Januar 2014 in Berlin. Bei Promedia sind von ihm erschienen: „Die Rache der Sowjets. Politisches System im postkommunistischen Rußland“ (Wien 1994) sowie (gemeinsam mit Wilhelm Langthaler) „Ami go home. Zwölf gute Gründe für einen Antiamerikanismus“ (Wien 2003).
19,90 €
Pirker, Werner: Dialektik der Konterrevolution.
Schriften gegen Restauration und Weltordnungskriege
Promedia 2014. 224 S. 14,8 x 21. brosch.
Werner Pirker war ein bedeutender Journalist und ein vom Grundsätzlichen ausgehender marxistischer Denker, der die Methode der Dialektik beherrscht hat. Als Person war er nicht einfach, aber die Einsicht in die gesellschaftlichen Zusammenhänge ist in Zeiten, in denen die Bewusstseinsindustrie eines der wichtigsten Herrschaftsinstrumente der Machthaber ist, auch nicht einfach zu erlangen. Er hat das geschafft. (…) Die im Buch zusammengefassten Arbeiten zum Thema Entwicklung und Ende der Sowjetunion gehören zum Besten, was aus marxistischer Sicht darüber geschrieben worden ist. Und diese Arbeiten haben einen großen Vorteil. Sie sind keine abstrakten Erörterungen von jemandem, der Land und Leute nicht gekannt hat. Werner Pirker hat die Ereignisse selbst an Ort und Stelle miterlebt. (…) Bei der Analyse des Niedergangs der Sowjetunion und des raschen Übergangs vom Realsozialismus zum Raubkapitalismus ist eswichtig, dass Pirker sich dabei nicht des einfach scheinenden Musters vom Verrat einzelner Personen bedient. So schreibt er über den Übergang zum Kapitalismus: ‚Die Stützen in den Eigentumsverhältnissen fanden sich in den deformierten realsozialistischen Produktionsverhältnissen‘ (S. 21). Ohne eine derartige Analyse kann man nämlich nicht begreifen, wie aus dem KPdSU-Bezirksparteisekretär von Swerdlowsk und Moskau der angebliche Demokrat und wirkliche Autokrat Jelzin und aus dem 1. Sekretär der KP Kasachstans der noch immer und auf ähnliche Weise wie seinerzeit dort herrschende Präsident Nusurbajew wurde. Auch die Wandlung eines Chodorkowski vom Komsomolfunktionär zum kapitalistischen Raubritter ist nicht zu erklären, wenn man die gesellschaftlichen Ursachen ausblendet.
Franz Parteder, Abschiedsrede, 16.10.2014
Es gehen allerlei Gespenster um in Europa. Nur: Immer weniger scheinen sich für den Spuk zu interessieren, solange der siegreiche Kapitalismus eine Sattheit garantiert, die kritische Massen verhindert und von Protest fernhält. Wird schon! Mehr Bildung! Mehr Europa! Mehr Mitbestimmung! Aber wer denn bildet sich und europäisiert wirklich? Wer kann oder will kompetent mitbestimmen? Irgendwo ticken kreuzgefährliche Krisen in den gesellschaftlichen Betriebssystemen. Man hört aber, glücklicherweise kümmern sich Spezialisten darum, und deswegen wird es schon irgendwie gut gehen. Jetzt, da alle, selbst die Ärmsten, politisch offenbar zur Mitte gehören und die sozialen Selektionen durch suggestive Gerechtigkeitsrhethorik weggetröstet werden, vermitteln die Schriften Werner Pirkers auf erfrischende Weise Schulbeispiele marxistischer Analyse und weisen nach, dass dieser Blick auf die Politik gerade nicht veraltet ist, sondern von den selbsterfüllenden Prophezeiungen neoliberalen Denkens befreit.
http://das-blaettchen.de/2014/08/neumarxistische-analyse-des-neoliberalismus-29951.html/print/
Heino Bosselmann, Das Blättchen, 18.08.2014
Auf seine Weise trug Pirker enorm zur Schärfung des Urteilsvermögens bei, anders als manche linke Autoren, die bloß Verwirrung stiften. Deshalb lohnt die Lektüre des Sammelbandes, wenn auch auf andere Weise also von Autor und Herausgeber intendiert. Dialektik kann eine Angelegenheit der Ironie sein.
Christian Stock, Konkret Nr. 1/2015
Verwandte Bücher
Heimatland Erde
Morin, Edgar: Heimatland Erde.
Versuch einer planetarischen Politik
Promedia 1999. 208 S. 21 x 14. brosch.
Ami go home
Langthaler, Wilhelm; Pirker, Werner: Ami go home.
Zwölf gute Gründe für einen Antiamerikanismus
Promedia 2003. 160 S. 21 x 13. brosch.
Glauben, gehorchen, kämpfen
Tasca, Angelo: Glauben, gehorchen, kämpfen.
Aufstieg des Faschismus in Italien
Promedia 1986. 446 S. brosch.
Aufstand der Vernunft
Woods, Alan; Grant, Ted: Aufstand der Vernunft.
Marxistische Philosophie und moderne Wissenschaft
Promedia 2002. 512 S. 21 x 15. brosch.
Arbeitskämpfe in China
Egger, Georg / Fuchs, Daniel / Immervoll, Thomas / Steinmassl, Lydia (Hg.): Arbeitskämpfe in China.
Berichte von der Werkbank der Welt
Promedia 2013. 280 S. 21 x 15. brosch.
Die Irische Krise
Schulze-Marmeling, Dietrich: Die Irische Krise.
Dritte Welt in Europa
Promedia 1988. 216 S. brosch.
Das große Übel der Bourgeoisie
Rothschild, Thomas: Das große Übel der Bourgeoisie.
Über die 68er, gute Manieren und Kleiderordnungen, ferner über die Sozialdemokratie, über Charles de Coster, Isaak Babel, Irmgard Keun, Frank Capra, Alain Tanner und Ken Loach sowie über Rockmusik
Promedia 2004. 144 S. 18 x 15. brosch.
Kritik der Gewalt
Bilek, Anita / Graf, Wilfried / Neumann, Alexander (Hg.): Kritik der Gewalt.
Friedenspolitik in Zeiten von Krieg und Terror
Promedia 2003. 192 S. 21 x 15. brosch.
Kap der kleinen Hoffnung
Kap der kleinen Hoffnung.
Das Südliche Afrika nach der Apartheid
Promedia 1993. 224 S. brosch.
Auf in die Moderne!
Kritische Geographie, (Hg.): Auf in die Moderne!.
Österreich vom Faschismus bis zum EU-Beitritt
Promedia 1996. 256 S. 21 x 14. brosch.