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ISBN: 978-3-85371-194-1. Kategorie: Osteuropa.Beyerl, Beppo: Die Benes-Dekrete.
Zwischen tschechischer Identität und deutscher Begehrlichkeit
Promedia 2002. 132 S. 21 x 13. brosch.
Print: € 12,90. ISBN: 978-3-85371-194-1.
E-Book: € 5,99. ISBN: 978-3-85371-842-1.
Prag steht - wieder einmal - unter Druck. Der Druck kommt - wie gehabt - von rechts, von deutscher Seite. Die Aufnahme der Tschechischen Republik in die Europäische Union bzw. die bevorstehende Erweiterung des Brüsseler Einflussbereichs bietet den Rechten in Deutschland und Österreich Anlass genug, die tschechoslowakische Nachkriegsverfassung zu attackieren. Im Fadenkreuz der Angriffe aus Westen und Süden befinden sich die Beneš-Dekrete.
Mit insgesamt 143 Dekreten kämpfte der erste tschechoslowakische Präsident Edvard Beneš vom englischen Exil aus gegen das NS-Besatzungsunrecht. Er schuf damit die verfassungsmäßige Grundlage für eine neue, vorerst bürgerliche Republik. Fünf dieser Dekrete legitimierten auch die Vertreibung und Enteignung der deutschen Bevölkerung aus Böhmen, Mähren und der Slowakei. Der aktuelle Angriff von Jörg Haider, Edmund Stoiber, Otto Habsburg, dem Europäischen Parlament und anderen Persönlichkeiten oder Institutionen auf diese fünf Dekrete zielt - nach der antikommunistischen Restitution der Jahre 1990 bis 1995 - auf eine Wiedergutmachung für die 2,5 bis 3 Millionen vertriebenen Sudeten- und Karpatendeutschen.
Beppo Beyerl analysiert historische Ursachen und Verantwortung, zeigt Verfehlungen auf beiden Seiten und kritisiert sowohl die den Beneš-Dekreten zugrunde liegende These einer ethnischen Kollektivschuld als auch die von den sudetendeutschen Landsmannschaften betriebenen Revanchismusgelüste. Er bricht das jahrzehntelange Schweigen der Linken.
Ethnisch motivierte Vertreibungen fanden längst vor jenem Massenabschub der Deutschen aus Böhmen und Mähren in den Jahren 1945 und 1946 statt. Es waren Sudetendeutsche, die im Klammergriff mit Adolf Hitler die erste Tschechoslowakische Republik zerstört, Tschechen aus den an Deutschland angeschlossenen Bezirken vertrieben und schwere Verbrechen an den Bewohnern des Protektorats Böhmen und Mähren verübt hatten. 1945 wendete sich das Blatt. Die Tschechoslowakei fand sich auf Seiten der Siegermächte wieder; Regierung, Widerstandsgruppen und Teile der tschechischen Bevölkerung übernahmen die barbarischen Methoden der Unterdrücker, indem sie sie gegen die Deutschen anwandten. Die kollektive Vertreibung hat alle Deutschen gleich gemacht. Die völkerrechtliche Billigung durch die Alliierten im Potsdamer Abkommen hat dieses Unrecht gedeckt.
Heute dient die Forderung nach Abschaffung der Dekrete einem rechten, anti-slawischen politischen Kurs. Nach außen hin wird damit Anspruch auf Besitz und Kultur in Tschechien erhoben. Der von Prag gewünschte EU-Beitritt bietet für dieses erpresserische Schauspiel eine ideale Bühne.
Der Autor
Beppo Beyerl, geboren 1955 in Wien, Studium der Slawistik, lebt als freier Autor in Wien und Vitis (Niederösterreich). Er schreibt Reportagen in Wiener Tageszeitungen über Tschechien, Polen und Russland. Zuletzt sind von ihm erschienen: gemeinsam mit Gerald Jatzek "Lexikon der Nervensägen" (1998) sowie "Geschichten aus dem Abseits" (2001).
12,90 € / 5,99 €
Beyerl, Beppo: Die Benes-Dekrete.
Zwischen tschechischer Identität und deutscher Begehrlichkeit
Promedia 2002. 132 S. 21 x 13. brosch.
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