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ISBN: 978-3-85371-227-6 Kategorie: Österreich.Beyerl, Beppo: Die Eisenbahn.
Historische Weichenstellungen entlang des österreichischen Schienennetzes
Promedia 2004. 160 S. 20 x 14. brosch.
€ 14,90. ISBN: 978-3-85371-227-6
Wenn sich der Literat Beppo Beyerl auf Recherche begibt, dann fährt er mit der Bahn. Die jüngsten Reformen des öffentlichen Verkehrsnetzes, wie sie auf Druck Brüssels überall in Europa zur Zerschlagung und anschließenden Teil-Privatisierung der Bahnen stattfinden, nimmt der Autor und leidenschaftliche Bahnfahrer zum Anlass für eine Recherche. Die Geschichte des Eisenbahnwesens beschreibt er als eine Wiederkehr. Private Betreiber und der Staat lösen einander seit 175 Jahren dabei ab, Personen und Güter quer durch das Land zu befördern. Beppo Beyerl erzählt die Geschichte der österreichischen Eisenbahn, indem er historische Entwicklungen mit eigenen Anschauungen verbindet.
Die erste dampfbetriebene Strecke auf dem Territorium der österreichisch-ungarischen Monarchie - die "Kaiser-Ferdinand-Nordbahn" - wurde 1837 vom Bankhaus Rothschild errichtet, um die Kohlen aus Ostrau nach Wien zu transportieren. Damit konnte das Bankhaus konkurrenzlos die Kohlenpreise in der Donaumetropole diktieren. Der Nordbahn folgte ein privater Eisenbahnboom. Doch die Aktiengesellschaften sparten beim Material, die Kosten explodierten, die meisten Bahngesellschaften fuhren bald Verluste ein. Die Spekulanten verloren ihr Geld, viele Bahnlinien standen vor dem Ruin. Also sprang 1841 das Metternich-Regime den maroden Gesellschaften zur Seite und verstaatlichte jene Bahnlinien, die defizitär arbeiteten.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein dichtes Netz der k.k. Staatsbahnen geknüpft, das Triest mit Lemberg und Pula mit Pilsen verband. Nach dem Ende der Monarchie positionierte eine Reform die Bahn als "selbständigen Wirtschaftskörper", oberste Bahnmanager agierten ab 1930 als stramme austrofaschistische Parteigänger, deren erklärtes Ziel im Zurückdrängen des Einflusses der "roten Eisenbahner" bestand. Die österreichische Bahn steuerte ungebremst dem Untergang entgegen, vor dem sie, wie man zynisch formulieren könnte, nur die Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn retten konnte. Im Zweiten Weltkrieg vollbrachten die ostmärkischen Eisenbahner "Heldentaten", wenn es galt, Soldaten an die Front oder Juden in die Vernichtungslager zu bringen. Von Sabotageakten oder Widerstandsversuchen ist hingegen nicht viel zu berichten.
Nach dem Wiederaufbau folgte die Glanzzeit der Österreichischen Bundesbahnen. In der Ära Bruno Kreisky waren die verstaatlichten Betriebe - also auch die Bundesbahn - nahezu sakrosankt. Die Defizite stiegen mit konstanter Regelmäßigkeit. Die fehlende Kostenwahrheit beim Vergleich PKW-Bahn trug zusätzlich zum Bild der defizitären Eisenbahn bei. Die jüngste Strukturreform des Jahres 2003 filetierte den Gesamtkomplex Eisenbahn in mehrere Einzelteile, sprich: Holdings. Die Bahn ist sozusagen wieder im Jahr 1837 angelangt, die privatisierten Holdings müssen Gewinne abwerfen, oder die Bahnlinien werden eingestellt bzw. verkauft, falls sich zufällig ein Bankenkonsortium findet. Bis dann zehn Jahre später ...
Der Autor
Beppo Beyerl, geboren 1955 in Wien, lebt als freier Autor in Wien und Vitis (Niederösterreich). Er schreibt Sozial- und Kulturreportagen in Wiener Tageszeitungen. Zuletzt erschien von ihm im Promedia Verlag "Die Benes-Dekrete. Zwischen tschechischer Identität und deutscher Begehrlichkeit".
14,90 €
Beyerl, Beppo: Die Eisenbahn.
Historische Weichenstellungen entlang des österreichischen Schienennetzes
Promedia 2004. 160 S. 20 x 14. brosch.
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