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ISBN: 978-3-85371-285-6. Kategorie: Osteuropa.Hofbauer, Hannes: Experiment Kosovo.
Die Rückkehr des Kolonalismus
Promedia 2008. 264 S. 18 x 13. brosch.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-285-6.
E-Book: € 15,99. ISBN: 978-3-85371-845-2.
Am 17. Februar 2008 hat das Parlament in Prishtine die Unabhängigkeit des Kosovo ausgerufen. Der 47. Staat in Europa spaltet damit nicht nur Serbien, sondern auch die internationale Gemeinschaft. Die Gegner der Sezession berufen sich auf das Völkerrecht, die KSZE-Akte von Helsinki und die UN-Resolution 1244 aus dem Jahr 1999, die eine territoriale Integrität Jugoslawiens garantiert hatte. Die Befürworter der Unabhängigkeit argumentieren mit von Serbien verletzten Menschenrechten gegen die kosovarische Mehrheitsbevölkerung vor dem NATO-Angriff und dem Recht des Stärkeren danach. Als Präzedenzfall einer einseitig deklarierten Grenzverschiebung setzt die Entwicklung im Kosovo einen völkerrechtlichen und politischen Schlussstrich unter die europäische Nachkriegsentwicklung.
Kosovo startet als "gescheiterter Staat" in eine neue Epoche. Die Kernelemente seiner Wirtschaft funktionieren nicht, sozialer Aufstieg spielt sich zwischen Schwarzmarkt und Massenemigration ab und seine politische Elite folgt äußerem Druck. Dies in Rechnung stellend war von Seiten Washingtons und Brüssels niemals an eine echte Selbstbestimmung gedacht. Der von der UNO verworfene und gleichwohl von den USA und der EU in Kraft gesetzte Ahtisaari-Plan schreibt eine überwachte Unabhängigkeit vor, die sowohl Legislative als auch Exekutive in fremde Hände legt. Militärisch herrscht die von den USA geführte KFOR-Truppe, zivil wird das Land mittels allerlei Kürzeln von der Europäischen Union verwaltet.
Der Übergang vom UN-Protektorat zur EU-Kolonie passiert schleichend. Eine "Koalition der Willigen" abseits der UNO bestimmt über das Schicksal des kleinen, knapp zwei Millionen EinwohnerInnen zählenden Landes. Von der Rechtsprechung über politische Verwaltung bis zur polizeilichen und militärischen Exekutive öffnet sich ein weites Experimentierfeld für hauptsächlich westeuropäische und nordamerikanische Institutionen. Gesellschaftliche Abläufe jenseits bürgerlicher Gewaltenteilung und demokratischer Selbstbestimmung können nach erfolgreichen Probeläufen im Kosovo später anderswo, nötigenfalls auch in Kerneuropa, Platz greifen.
Zum besseren Verständnis der aktuellen Situation zeichnet Hannes Hofbauer die Geschichte des Kosovo von der 500 Jahre dauernden osmanischen Fremdherrschaft über die verschiedenen Befreiungsansätze bis zur serbisch-nationalen Epoche im 20. Jahrhundert nach. Der Eingliederung des Kosovo in das titoistische Jugoslawien sowie dessen katastrophales, von Bürgerkriegen gezeichnetes Ende wird im Buch ebenso behandelt wie die hinter der kosovarischen Unabhängigkeitsbestrebung stehende "albanische Frage".
Der Autor
Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte und arbeitet als Publizist und Verleger. Im Promedia Verlag sind von ihm zuletzt erschienen: "EU-Osterweiterung. Historische Basis – ökonomische Triebkräfte – soziale Folgen" (2008), "Die Diktatur des Kapitals. Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter" (2014) sowie "Feindbild Russland – Geschichte einer Dämonisierung" (2016).
19,90 € / 15,99 €
Hofbauer, Hannes: Experiment Kosovo.
Die Rückkehr des Kolonalismus
Promedia 2008. 264 S. 18 x 13. brosch.
C. Riener in der „Österreichischen Militärischen Zeitschrift“ Nr. 4/2010: „Insgesamt informiert die Publikation anschaulich, übersichtlich und hochinteressant unter Abstützung auf eine Vielfalt an Quellen und auf das zweifelsohne hohe Expertenwissen des Autors, über Hintergründe und Ist-Stand und darf als Gedankenanstoß und Anreiz verstanden werden, sich weiter mit der Geschichte des Kosovo, durchaus aus Blickwinkeln, die nicht der veröffentlichten Meinung entsprechen, zu beschäftigen.“
Johanna Ruzicka im Wiener „Standard“ am 24. November 2008: „Die immer verfahrenere Situation seit dem Jugoslawienkrieg – Hofbauer nennt dies mit wehmütigem Unterton ‚die Zerstörung Jugoslawiens‘ -, die UN- und EU-Bemühungen um eine Lösung; die Ausrufung der Unabhängigkeit – in dem Buch wirkt die Politik von außen wie eine Sackgasse, die sie möglicherweise ist.“
Thomas Bürgisser in der Schweizer Wochenzeitung „WOZ“ vom 11. Dezember 2008: „Hofbauer schreibt dort engagiert und packend, wo er nicht einer Tendenz zur Polemik Raum gibt, mit der er seine fundierten Analysen manchmal zu untergraben droht. Trotzdem lohnt sich die Lektüre von Hofbauers Buch, markiert doch das ‚Experiment Kosovo‘ einen sehr bedeutsamen und verhängnisvollen Wechsel in der europäischen Nachkriegspolitik.“Detlef Pries im „Neuen Deutschland“ vom 22. November 2008: „Hofbauer weist in seinem neuesten Buch nach, dass USA und EU – auch im Wissen darum, dass ein Staat Kosovo mangels solider ökonomischer Grundlagen zum Scheitern verurteilt wäre – nie an eine echte Selbstbestimmung dachten. Im bewährten Wechsel von Report und Analyse, aufbauend auf einem Resümee der mehrhundertjährigen Geschichte des Landstrichs und seiner Bewohner, zeichnet der Autor darüber hinaus ein kontrastreiches Bild der gegenwärtigen Situation.“Jürgen Wagner in der Zeitschrift „Wissenschaft und Frieden“ Nr. 2, im Mai 2009: „… Hannes Hofbauer liefert mit ‚Experiment Kosovo‘ ein überaus lesenswertes Buch, das bis ins Kleinste die Funktionsweise der ‚EU-Kolonie Kosovo‘ beschreibt.“Die Internetplattform „www.german-foreign-policy.com“ am 23. März 2009: „Die Zurichtung des Kosovo zur europäischen Kolonie hat Hannes Hofbauer in seinem neuen Band „Experiment Kosovo“ systematisch dokumentiert. Einem eingehenden Überblick über die geschichtlichen Hintergründe des Gebiets folgt ein Abriss der Zerstörung Jugoslawiens in den 1990er Jahren, eine detaillierte Darstellung der Entwicklung des Kosovo unter westlicher Protektoratsherrschaft und ein Ausblick auf die wichtigsten Tendenzen nach der völkerrechtswidrigen Sezession. Hofbauer schreibt in historischer Perspektive, nutzt für den Band seine umfangreichen Recherchen vor Ort, kann dabei auf zahlreiche Interviews mit nicht nur einfluss-, sondern auch einblicksreichen Persönlichkeiten zurückgreifen und gestaltet seinen Bericht mit reportageähnlichen Passagen erfreulich bildhaft. Präzise Beobachtungen zu den zentralen Triebkräften der Entwicklung verleihen seinem Buch Gewicht.“ http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57496Johann von Arnsberg im „Eurasischen Magazin“ am 31. Januar 2009: „Der Begriff des Protektorates hat seit dem Dritten Reich immer den Beigeschmack „Böhmen und Mähren“. Dennoch scheut sich Hofbauer nicht diesen Terminus auch für das UN-Protektorat Kosovo zu verwenden. Ein entmündigtes Territorium, das selbst wenig zu bestimmen hat.“Die Hamburger „Zeitschrift für Politikwissenschaften“ am 20. Januar 2009: „Hofbauer legt eine Darstellung der gegenwärtigen Situation des Kosovos vor, die er mit einer historischen Rückschau bis ins Mittelalter einleitet. (…) Die sicher kontroverse Position des Autors verschärft sich noch zusätzlich, wenn er feststellt, dass für den Kosovo ‚von Anbeginn keine Souveränität vorgeshen‘ (204) war und damit ein organisiertes Interesse unterstellt.“Peter Prochazka in der „Bücherschau“ Nr. 181 (Heft 4/2008): „Ein sehr erhellendes und spannend zu lesendes Buch über eine Region, die uns nicht allzu fern liegt.“Bernd Duschner im „Pfaffenhofener Kurier“ vom 4. Dezember 2008: „Soziale Absicherung, Krankenversicherung, Arbeitnehmerrechte seien im heutigen Kosovo unbekannt. Die Arbeitslosigkeit liege bei 50 Prozent. Dazu stehe, so kritisiert Hofbauer, das Leben der Mitarbeiter von UNO, EU, NATO und Nichtregierungsorganisationen im Kosovo im völligen Kontrast. Sie würden üppige Gehälter beziehen und sich ein ganzes Heer an Übersetzern, Fahrern und sonstigen Helfern halten. Vor diesem Hintergrund wachse die Unzufriedenheit in der Bevölkerung.
Jörg Friedrich in der „Jungen Welt“ vom 17. November 2008: „Hofbauer liefert in dem Buch ein anschauliches Bild des gegenwärtigen Kosovo. Er weist nach, daß sich die Sezession der kosovo-albanischen Nationalisten als ökonomisches Desaster erwies. Die bereits stark angeschlagene Industrie brach völlig zusammen.“Die Zeitschrift „Ossietzky“ am 1. November 2008: „In seinem neuen Buch ‚Experiment Kosovo‘ behandelt Hofbauer auch die hinter dem Streben nach einem unabhängigen Kosovo stehende ‚albanische Frage‘ – eine von vielen Fragen, die im Ahtisaari-Plan keine Antwort findet.Karl-Heinz Peil im „FriedensJournal“ Nr. 1/2009: „Durch Hofbauers Buch wird nicht nur an die Kriegsverbrechen vor 10 Jahren erinnert, sondern es erfolgt auch eine Zustandsbeschreibung des Kosovo, wo das organisierte Verbrechen größtmögliche Freiheiten genießt.“
Die Zeitung „Vesti“ am 17. Februar 2009: „Austrijski novinar i publicista Hanes Hofbauer, koji je izdao knjigu „Eksperiment Kosovo“, predstavljenu na prošlom sajmu knjiga u Frankfurtu, smatra da jednostrano proglašena nezavisnost južne srpske pokrajine predstavlja fatalan udarac posleratnom svetskom poretku.Hofbauer je izjavio Tanjugu da je svoju knjigu nazvao „Eksperiment Kosovo“ zato što mu se čini da se radi o eksperimentu da se po prvi put posle 1945. nanovo definiše međunarodno pravo.“
Medienspiegel
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