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ISBN: 978-3-85371-254-2 Kategorie: Frauenreisen.Habinger, Gabriele: Frauen reisen in die Fremde.
Diskurse und Repräsentationen von reisenden Europäerinnen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
Promedia 2006. 400 S. 21 x 15. brosch.
€ 29,90. ISBN: 978-3-85371-254-2
Das Genre der Reiseliteratur entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer beliebten Literaturgattung. Eine verbesserte Infrastruktur erleichterte die Mobilität. Immer mehr Frauen machten sich in die Fremde auf.
Frauen, die außereuropäische Länder und Regionen besuchten und darüber Reiseberichte veröffentlichten, stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Publikation. Wie sahen die Rahmenbedingungen für ihre Reisen aus, welche Möglichkeiten und Grenzen fanden sie vor, welche Themen bewegten sie besonders und wie gestaltete sich ihre Auseinandersetzung mit dem Fremden, das ihnen begegnete? Schriften von Autorinnen wie Pauline Nostitz, Ida Hahn-Hahn, Johanna Schopenhauer, Caecilie Seler-Sachs, Mary Montagu, Gertrude Bell, Freya Stark u.a. werden analysiert, dazu auch Texte von Maria Leitner, Paula Kollonitz oder Ida Pfeiffer untersucht.
Das bürgerliche Weiblichkeitsideal produziert ein Geflecht von Bildern und unterschiedlichen Vorstellungen mitsamt dazugehörigen Bewertungen (ein "Repräsentationssystem"), das anhand der zeitgenössischen Rezeption und Berichterstattung zu reisenden Frauen aufgezeigt wird. Die relevante "diskursive Praxis" wird auch anhand der strukturellen, rechtlichen und soziopolitischen Verhältnisse herausgearbeitet. Ebenso beschäftigt sich die Autorin mit dem versuchten Ausschluss reisender Frauen aus dem wissenschaftlichen Kanon und aus der Geschichte der europäischen Forschungsreisen. Aber auch die heutige wissenschaftliche Rezeption historischer Frauenreisen im Rahmen der Frauenforschung, vor allem die verklärende Betrachtungsweise des emanzipatorischen Potentials reisender Frauen, wird einer kritischen Reflexion unterzogen.
Wie schlugen sich das bürgerliche Weiblichkeitsideal und die damit verknüpften gesellschaftlichen Normen und Werte in den Reisetexten bzw. im Verhalten der reisenden Frauen nieder? Manchmal wurden sie von ihnen bestätigt, bisweilen aber auch umgeformt und einzelne Elemente neu oder umbewertet. Die Reiseberichte spiegeln diese Situation wider, etwa in der Themenwahl, den Bemühungen der Autorinnen, "weiblich angemessene" Reisemotive zu finden, ihre Weiblichkeit in Aussehen und Verhalten zu betonen, aber auch in Form von Selbstentwertung, Hervorkehrung von Bescheidenheit oder dem Absprechen eigener Wissenschaftlichkeit. Andererseits wurde der "weibliche Blickwinkel" immer wieder auch als Bereicherung des herkömmlichen Einerlei dargestellt und damit positiv bewertet. Auch die Selbstpositionierung reisender Europäerinnen im kolonialen Kontext und ihr "Eroberungshabitus" werden dargelegt. So weisen die Autorinnen immer wieder darauf hin, als erste (weiße) Frau einen Ort, eine Region erreicht zu haben; sie gliederten sich damit in die koloniale Zurschaustellung westlicher Macht ein.
Die Autorin
Gabriele Habinger, geboren 1961 in St. Pölten, studierte Ethnologie und Anthropologie an der Universität Wien. Als Herausgeberin der Reihe "Edition Frauenfahrten" beschäftigt sie sich seit Jahren mit reisenden Frauen. Zuletzt erschien von ihr im Promedia Verlag die Lebensgeschichte der Ida Pfeiffer (1797-1858): Eine Biedermeierdame erobert die Welt.
29,90 €
Habinger, Gabriele: Frauen reisen in die Fremde.
Diskurse und Repräsentationen von reisenden Europäerinnen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
Promedia 2006. 400 S. 21 x 15. brosch.
Das Buch insgesamt ist eine Fundgrube – nicht nur für Reiseliteratur aus einer anderen Zeit (dankenswerterweise werden die Protagonistinnen vielfach ausführlich zitiert, so dass Neugier entsteht, die kompletten Texte zu lesen), sondern auch für HistorikerInnen, Gender-ForscherInnen, EthnografInnen etc.
Viola Schubert-Lehnhardt, www.dornrosa.de, 29.04.2020
Die Zeitschrift „Integra“ Nr. 1/2007: „Das hohe wissenschaftliche Niveau von Habingers Werk geht mit Verständlichkeit auch für ein nicht-fachakademisches Publikum Hand in Hand.“
Marina Richter in der Zeitschrift „Koryphäe“ Nr. 41 im Mai 2007: “ Das Buch überzeugt durch eine Fülle an Material. Die zitierten Berichte und Briefe der reisenden Frauen einerseits und die Karikaturen und Kritiken zu ihren Schriften und Personen andererseits lassen die Umstände und die Reisenden lebendig werden. (…) Mit der historischen Kontextualisierung gelingt Gabriele Habinger eine fundierte und kritische Sicht.“
Brigitte Fuchs in der Rezensionszeitschrift „Weiberdiwan“ vom Mai 2007: „Habinger zeigt, dass die Beurteilung des ?Fremden‘ im Wesentlichen von den damals hegemonialen rassistischen, exotistischen oder orientalischen Stereotypen geprägt blieb. Darüber hinaus scheinen ?weiße‘ Superiorität und selbst ein weiblicher ?Eroberungshabitus‘ in viele Reiseberichte eingeschrieben.“
Die Zeitschrift „Anschläge“ Nr.12/2006-1/2007: „Gabriele Habingers Buch ist also eine Reiselektüre der besonderen Art, die nicht alleine vom Reisen handelt, sondern nebenbei auch noch eine interessante Beschreibung der einzelnen Epochen samt ihrer Konventionen liefert.“
Die Internetplattform „www.literatur-report.de“ im Oktober 2006: „(…) Ebenso beschäftigt sich die Autorin mit dem versuchten Ausschluß reisender Frauen aus dem wissenschaftlichen Kanon und aus der Geschichte der europäischen Forschungsreisen. Aber auch die heutige wissenschaftliche Rezeption historischer Frauenreisen im Rahmen der Frauenforschung (…) wird einer kritischen Reflexion unterzogen.“
Medienschau
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