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ISBN: 978-3-85371-201-6 Kategorie: Wissenschaft.Komlosy, Andrea: Grenze und ungleiche regionale Entwicklung.
Binnenmarkt und Migration in der Habsburgermonarchie
Promedia 2003. 504 S. 21 x 15. brosch.
€ 39,90. ISBN: 978-3-85371-201-6
Der vorliegende Text beschäftigt sich mit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Habsburgermonarchie im 18. und 19. Jahrhundert und endet mit ihrem Zusammenbruch im Ersten Weltkrieg. In vielerlei Hinsicht überrascht dabei die Aktualität der Fragen und Antworten in Hinblick auf die Integrationsbestrebungen in der Europäischen Union.
Das habsburgische Vielvölkerreich dient als Anschauungsbeispiel für einen Staatswerdungsprozess mit einheitlichem Binnenmarkt und moderner, flächendeckender Administration, die die adelige Grundherrschaft sukzessive durch staatliche Behörden ersetzte. Dabei spielen der Aufbau einer durchgängig kontrollierten Außengrenze, der Abbau der alten Binnenzölle sowie die Abgrenzung neuer politischer Regionen eine zentrale Rolle. Von den westeuropäischen Staaten, die die Nation als Einigungsmittel einsetzten, und auch vom Deutschen Reich, das die deutsche Kultur zum Kriterium der Zugehörigkeit zum Staat begriff, unterschied sich die Donaumonarchie durch die Einigungskraft ihrer Dynastie, die die unterschiedlichen Nationalitäten, Religionen und Kulturen des Reiches zusammenhielt.
Die historische Studie über das Habsburgerreich trägt dazu bei, die Mechanismen von Ein- und Ausschluss, Trennung und Vermittlung, Integration und Desintegration sichtbar zu machen, die an den vielfältigen inneren Grenzen wirksam wurden. Zur Veranschaulichung der gesamtstaatlichen Entwicklungslinien dienen regionale Mikrostudien über ökonomische Disparitäten, Arbeitskräftemigration und Migrationskontrolle. Besonderes Augenmerk gilt dabei den österreichischen und den böhmischen Ländern. Hier rekrutierte sich im 19. Jahrhundert die Mehrheit der Zuwanderer in den Großraum Wien. Dargestellt werden die Gründe und Verlaufsmuster der Migration, die erst nach einer langen Periode der Saisonwanderung und des vorübergehenden Arbeitsaufenthalts dauerhafte Züge annahm. Dies hat zum einen mit den jeweiligen Anforderungen der Arbeitsmärkte zu tun und spiegelt zum anderen den Wunsch der ländlichen Bevölkerung wider, in ihrer Heimat zu verbleiben.
Das vergleichsweise gute wirtschaftliche Abschneiden der Habsburgermonarchie im europäischen Vergleich am Vorabend des Ersten Weltkrieges beruhte auf der Existenz scharfer regionaler Disparitäten und höchst ungleicher Entwicklungschancen für die einzelnen Regionen und ihre BewohnerInnen. Die nationalen Gegensätze und Ambitionen, die schließlich den Zerfall des Reiches herbeiführten, fanden Eingang in die Geschichtsbücher. Andrea Komlosy setzt sich hingegen mit den oft vernachlässigten scharfen ökonomischen Grenzen zwischen Wohlstands- und Armutsregionen auseinander, die die wirtschaftliche und soziale Grundlage für den Glanz des Fin de Siècle darstellten.
Die Autorin
Andrea Komlosy, Jahrgang 1957, ist Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien. Zuletzt veröffentlichte Bücher im Promedia-Verlag: "Waldviertler Textilstraße. Reisen durch Geschichte und Gegenwart einer Region"; "Kulturen an der Grenze: Waldviertel - Weinviertel - Südböhmen - Südmähren" sowie "ARBEIT - Eine globalhistorische Perspektive. 13. bis 21. Jahrhundert".
39,90 €
Komlosy, Andrea: Grenze und ungleiche regionale Entwicklung.
Binnenmarkt und Migration in der Habsburgermonarchie
Promedia 2003. 504 S. 21 x 15. brosch.
Das „Mainecho“ am 7. September 2005: „Den Binnenmarkt und die Migration im Habsburgerreich des 18. und 19. Jahrhunderts beleuchtet Andrea Komlosy in ihrem sehr informativen Band.“
Die „Geographische Revue“ im Heft 2/2004: „Zum Ende ihres Buches verweist Komlosy auf den Prozess der EU-Integration mit dem schrittweisen Verlust nationalstaatlicher Souveränität zugunsten des größeren Europas und kann hier eine Parallele zur Aufhebung der Binnengrenzen im k.u.k.-Österreich ziehen. Insofern kann diese Betrachtung einer abgeschlossenen historischen Periode auch als aufmerksamkeitsleitende Perspektive auf aktuelle Entwicklungen verstanden werden.“
Die „Österreichische Militärische Zeitschrift“ Nr. 1/2005: „Andrea Komlosy weist in ihrer Arbeit auch nach, dass die konkreten Ausprägungen des Raumbezuges auf den sozialen Differenzierungen basierte. Während kollektive Identität beim Adel, beim Offizierskorps, bei Fahrenden, bei Großhandel und Exportgewerbe sowohl im Mittelalter als auch in der frühen Neuzeit überregional orientiert war, hatte sie bei Bauern und lokalen Gewerbetreibenden vorwiegend kleinräumigen Charakter. Abgeschlossen wird die historische Untersuchung (…) mit einem aktuellen Bezug zu einem möglichen Umgang der Europäischen Union mit ihren regionalen Disparitäten.“
„Unsere Heimat“ im 75. Jahrgang/ Nr. 3/2004: „Die Autorin betrachtet Regionen nicht als statische Gegebenheiten; vielmehr erscheinen diese in zweierlei Hinsicht als dynamische Gebilde: einerseits im Hinblick auf deren Funktionen im überregionalen politisch-ökonomischen System, andererseits hinsichtlich kurz-, mittel- und langfristiger Entwicklung. (…) Fazit: ein empirisch und theoretisch anregendes Stück zentraleuropäischer Wirtschafts- und Sozialgeschichte, das auch zu Gegenwartsbezügen mit der Migrationspolitik der Europäischen Union einlädt.“
Die Internet-Plattform „H-net“ als Habsburg-Review 2004/16 am 2. Juni 2004: „Komlosy’s suggestion that multi-national, regionally varied states and territories can indeed be modern and functional seems to suggest that EU expansion and the institutions of united Europe should be taken seriously. At the same time, her work makes it clear that the dissolution of economic and other borders among EU member states may not have the effect of eliminating economic and political inequalities within Europe, but may indeen reinforce such inequalities and create new ones.“
Das Organ „GW-Unterricht“ Nr. 94/2004: „Aufbauend auf der Analyse von Fallbeispielen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen wird dargelegt, wie Grenzen und Regionen als Resultat sozialer Konstituierungsprozesse zu verstehen sind und wie sich die Staatsadministration Macht über Räume mittels des Zugriffs auf Untertanen aneignete und kontinuierlich verfeinert ausübte. Ein höchst lesenswertes Buch – auch für Geographen!“
Die Zeitschrift „Das Waldviertel“ im 52. Jahrgang, Heft 4/2003: „Andrea Komlosy hat somit ein Werk vorgelegt, das sich mit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Habsburgermonarchie im 18. und 19. Jahrhundert beschäftigt, von den Fragestellungen und Antworten aber ein politisches Buch von großer Aktualität darstellt. Für den großen Arbeitsaufwand und für die theoriegeleitete Darstellung, die überdies leicht lesbar ist, muss der Autorin gedankt werden. (…) Es handelt sich insgesamt um eine gewichtige Studien, die in all ihren Schlussfolgerungen möglichst bald, also noch vor der EU-Erweiterung 2004, rezipiert werden sollte.“
Die „Europäische Rundschau“ Nr. 4/2003: “ Andrea Komlosy beschreibt mit vielen interessanten Details, die bekanntermaßen die große Geschichte ausmachen, wie die Monarchie eine ?Weltwirtschaft im Kleinen‘ darstellte. Zugleich bringt sie die administrativen und juristischen Dimensionen, wie die Entwicklung des Paßgesetzes, in ihre Arbeit ein. (…) Anstatt das Rad neu zu erfinden, wäre in den historischen Rechtsgrundlagen des habsburgischen Binnenmarkts manche juristische Inspiration für die Brüsseler Verfassung zu finden. So lautet die Schlußbemerkung der Autorin: ?Ohne Habsburgerreich und Europäische Union gleichzusetzen, eignet sich die Monarchie wohl wie kein anderes europäisches Staatengebilde, um aus der Geschichte Lehren für die Integration höchst ungleicher Teilräume zu ziehen.“
Die Prager Wissenschaftszeitschrift „Cesky casopis historicky – The Czech Historical Review“ Nr. 102/2004: „Kniha Andrey Komlosyove presvedcive dakazuje, ze dukladna znalost pramenu mistni a regionalni povahy, konfrontovana se zemskymi a celostatnimi, muze byt vyznamnym prinosem i pro socialni dejiny vetsich uzemnich a spolecenskych celku.“
Medienspiegel
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