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ISBN: 978-3-85371-385-3. Kategorie: Naher Osten.Kraitt, Tyma (Hg.): Irak.
Ein Staat zerfällt. Hintergründe, Analysen, Berichte
Promedia 2015. 224 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-385-3.
E-Book: € 15,99. ISBN: 978-3-85371-827-8.
Mit Beiträgen von Lise J. Abid, Nick Brauns, Ali-Cem Deniz, Joachim Guilliard, Karin Kneissl, Tyma Kraitt, Myassa Kraitt, Werner Ruf, Reza Nourbakhch-Sabet und Hans-Christof von Sponeck.
100 Jahre nach der kolonialen Aufteilung des Osmanischen Reiches, aus der die irakische Staatlichkeit hervorging, existiert eine einheitliche Territorialität nicht mehr. Die AutorInnen gehen der Frage nach, wie es zum Zerfall des Irak kam. Dabei lässt die Herausgeberin den Bogen von der Neugestaltung des Nahen Ostens nach dem Ersten Weltkrieg über die Entstehung einer panarabischen Bewegung, ihre Pervertierung durch die baathistische Militärdiktatur unter Saddam Hussein und das große Trauma des Krieges mit dem Iran bis zu den UN-Sanktionen gegen das Land in den 1990er-Jahren spannen.„Kein Krieg für Öl“, lautete 2003 der weltweit verbreitete Slogan gegen die US-geführte Invasion. Treffender hätte er nicht sein können. Nirgendwo sonst hat der Reichtum am „Schwarzen Gold“ einen derart hohen Blutzoll gefordert. Der US-Intervention, die bereits 1991 begann und 2003 zur Invasion führte, folgte eine zehnjährige Besatzung, die das Land entlang konfessioneller und ethnischer Linien in drei Teile riss. Das politische Establishment versank in Korruption und interne Machtkämpfe.
Die seit Juni 2014 im Vormarsch befindlichen Dschihadisten des IS stellen nicht nur aufgrund ihrer brutalen Herrschaftsform eine Herausforderung dar. Ihrem „Kalifat“ ist es nach 100 Jahren gelungen, die im Sykes-Picot-Abkommen von London und Paris gezogenen Kolonialgrenzen zu überwinden.
Im Buch kommen ausgewählte Spezialisten zu Wort und bieten fundierte Einblicke in die Ursachen der aktuellen Krise. Dazu zählt unter anderem eine Auseinandersetzung mit der von den USA forcierten Konfessionalisierung. Neben der Kurdistan-Frage wird der geopolitischen Verflechtung des Irak, etwa als Austragungsort regionaler Rivalitäten zwischen Iran, Saudi-Arabien und der Türkei, breiter Raum gewidmet. Beiträge zur Bevölkerungsstruktur und zur Einführung eines die Frauen ins gesellschaftliche Abseits stellenden islamischen Personenstandsrechts ergänzen den Band.
Die Herausgeberin
Tyma Kraitt wurde 1984 in Bagdad geboren und lebt seit ihrer frühen Kindheit in Österreich. Sie studierte Philosophie an der Universität Wien. 2013 erschien der von ihr gemeinsam mit Fritz Edlinger herausgegebene Band „Syrien. Hintergründe, Analysen, Berichte“ im Promedia-Verlag. Sie ist seit 2014 Mitarbeiterin der ORF-Auslandsredaktion im Aktuellen Dienst.
19,90 € / 15,99 €
Kraitt, Tyma (Hg.): Irak.
Ein Staat zerfällt. Hintergründe, Analysen, Berichte
Promedia 2015. 224 S. 14,8 x 21. brosch.
Die Autorinnen und Autoren widmen sich nicht nur den historischen und gesellschaftlichen Hintergründen, sondern auch innen‑ und außenpolitischen Entwicklungen. Die Kultur‑ und Sozialanthropologin Myassa Kraitt untersucht die Situation der Frauen. Sie seien „aufgrund des jahrelangen Kriegszustands kontinuierlicher, sexualisierter Gewalt ausgesetzt“ (119); zudem gebe es seit dem Golfkrieg 1990/91 massive Rückschritte bei den Frauenrechten und in der Frauenpolitik. Grund dafür sei die zunehmende „Bedeutung klerikal‑politischer Kräfte“ (123), die unter anderem auf ein neues Personenstandsgesetz hinwirkten – mit gravierenden Auswirkungen auf die irakischen Frauen, wie Kraitt an Beispielen zeigt: „Artikel 101 des neuen Gesetzesentwurfs spricht Männern das Recht auf uneingeschränkten Sex mit ihren Ehefrauen zu, was […] Vergewaltigung in der Ehe […] legitimiert.“ (126) Die Errungenschaften der irakischen Frauenbewegung – im Bildungsbereich und gesellschaftlich – würden systematisch wieder zunichte gemacht.
http://pw-portal.de/rezension/39021-irak-47112
Simone Winkens, Portal für Politikwissenschaften, 29.10.2015
Wer nicht in Nahostpolitik versiert ist, wird auch mit den beiden ersten Beiträgen, die sich mit den verschiedenen Ethnien und Religionen im Land sowie mit der Geschichte des Iraks seit Beginn des 20. Jahrhunderts befassen, nur unzureichend auf das darauf Folgende vorbereitet werden. Wer auf Diagramme und Bebilderung Wert legt, wird auch enttäuscht. Im gesamten Band befinden sich nur äußerst wenige Illustrationen und keine Fotos. Ansonsten ist Irak – Ein Staat zerfällt geradezu ein vorbildhaftes Sachbuch: flüssig im Stil, ohne oberflächlich zu bleiben. Die Anordnung der Beiträge ist in sich geschlossen. Hintergründe, Analysen und Berichte: Ein Buch, das hält, was es im Untertitel verspricht.
http://www.unique-online.de/rezension-irak-promedia/7670/
Unique/Jena, 18.06.2015
Die in Österreich lebende irakische Publizistin Tyma Kraitt schildert informativ den komplizierten Prozeß der Herausbildung des Staates Irak im Widerstand gegen osmanische und britische Fremdherrschaft sowie gegen die haschemitische Monarchie. (…) Werner Ruf charakterisiert die ISIS-Milizen als ganz gewöhnliche Banditen; die von ihnen geschaffenen parastaatlichen Strukturen seien allerdings zu den auf Freihandel basierenden Vorstellungen neoliberaler Ideologien paßgerecht.
Gerd Bedszent, Ossietzky, 06.06.2015
Der Wiener Promedia-Verlag steht seit langem für Bücher, die sich gründlich mit ihrem jeweiligen Sujet auseinandersetzen. Das vorliegende Buch bietet hier keine Ausnahme. Es sei jedem empfohlen, der einen Teil der Geschichte des Irak verstehen möchte. Der Promedia-Verlag mag durchaus auch umstrittene Werke vorlegen: Wer sich im deutschen Sprachraum mit aktuellen politischen Entwicklungen im Mittleren Osten beschäftigen möchte und seine Informationen nicht in der Sensationsliteratur sucht, der wird an diesem Buch, aber auch am Promedia-Verlag kaum vorbeikommen.
http://www.explizit.net/Medien2/Rezension-Irak-Ein-Staat-zerfaellt
Johannes Auer, www.expolizit.net, 09.05.2015
Der Band wird eingeleitet von zwei Übersichtsartikeln, zur Geschichte des Landes seit seiner Entstehung 1918/1921 von der Herausgeberin und zu den Nationalitäten und Religionen im Irak von Liselotte Abid. Beide liefern in der Art von Lexikonartikeln ohne hohe Ansprüche notwendige Grundinformation. Das gelingt gut mit Ausnahme einiger Passagen bei Frau Abid, wo die vielfältigen religiösen Splittergruppen doch arg durcheinandergeraten. Seit einigen Jahren geistern immer wieder politische Diskurse über das sogenannte »Scheitern von Staaten« durch die Kommentarspalten. Der Kontext legt dabei oft genug den Verdacht nahe, dass es sich, wie bei Huntingdons clash of cultures und Fukuyamas ›Ende der Geschichte‹, um eine sehr zweckgeleitete Form von Wissenschaft handelt. Auch der Irak wurde zwischenzeitlich zum »gescheiterten Staat« erklärt – nur, hier hat eindeutig jemand daran gedreht.
http://titel-kulturmagazin.net/2015/05/15/blut-fuer-oel/
Peter Blastenbrei, www.titel-kulturmagazin.net, 03.05.2015
Unter der Überschrift ‚Zum Scheitern verurteilt – Irak zwischen Fremdherrschaft und Diktatur‘ geht die in Bagdad geborene und in Österreich aufgewachsene Politikredakteurin Tyma Kraitt dem bewegten Verlauf der irakischen Innenpolitik von der Herauslösung aus dem Osmanischen Reich 1920, der Ausrufung des haschemitischen Königreichs 1932, der Gründung der Republik 1958, der Machtübernahme durch die Baath-Partei um Saddam Hussein bis zu dessen Sturz 2003 und den seitdem anhaltenden, blutigen Wirren nach. Nüchtern wirft Kraitt am Ende ihres Aufsatzes die berechtigte Frage nach der Überlebensfähigkeit des irakischen Nationalstaates auf.
http://www.schattenblick.de/infopool/buch/sachbuch/busar641.html
Schattenblick, 17.04.2015
Die aktuelle Lage im Irak und ein Ausblick auf die mögliche Zukunft des Landes sind Gegenstand eines neuen Buchs, das soeben im österreichischen Promedia-Verlag erschienen ist. Auch wenn dessen Titel konstatiert, was weder historisch noch politisch entschieden ist – den Zerfall des Staates – bietet die von der österreichischen Journalistin Tyma Kraitt herausgegebene Textsammlung interessante Einblicke in die Gründe dafür, dass die Situation dort so verworren ist.
https://www.jungewelt.de/2015/03-30/008.php
Karin Leukefeld, Junge Welt, 30.03.2015
Die Autoren untersuchen in ihren Beiträgen verschiedenste Aspekte: Inner-irakisch sind dies Ethnien, Kulturen und Religionen im Land, die moderne Geschichte und hierinsbesondere die politische Rolle des Erdöls, der 2. Golfkrieg und seine Folgen bis hin zur Besatzung. Darüber hinaus werden auch politisch, wirtschaftliche und soziologische Fragen untersucht, die den regionalen Großraum betreffen. Wie die vorangegangenen Bände enthält auch diese Sammlung fundierte wissenschaftliche Beiträge, zum Teil zu sehr speziellen Themen; durch die Struktur des Sammelbandes nicht chronologisch, nicht umfassend.
Elisabeth Mair-Gummermann, ekz-Bibliotheksservice, Nr. ID 2015/19
Es ist unmöglich, die kriegerischen Ereignisse im Zweistromland in Buchform aufzuarbeiten, ohne der Aktualität hinterherzuhinken. Diesen Versuch unternimmt dieser klug zusammengestellte Sammelband auch gar nicht erst. (…) Die 31-jährige Wiener Philosophin Tyma Kraitt, selbst halbe Irakerin und daher von den Entwicklungen im Land ihrer Geburt tief berührt, hat einige der besten Kenner des Nahen Ostens dazu gebracht, dieses Material zu liefern. Das Buch versucht, Konflikte zu erklären, indem es auf die Kolonialgeschichte und die damit verknüpften Interessen schaut, erklärt der Politologe und Historiker Werner Ruf. Und dabei gint es vor allem um eines: Erdöl. Das ’schwarze Gold‘ bestimmte das Entstehen und den Niederhang des Irak, wie die Arabisten Karin Kneissl erläutert.
Ralf Leonhard, Welt-Sichten, Nr. 7/2015
Wer sich über die Vielschichtigkeit des Irak und das Dilemma, in dem sich das Land befindet, fundiert informieren will, sollte das Kraitt-Buch lesen, in dem Journalisten, ehemalige Diplomaten und Wissenschaftler eine andere Sicht der Lage schildern, als die Öffentlichkeit von den Konzern-Medien vorgesetzt bekommt.
Ludwig Watzal, International Nr. 2/2015
Das Buch bietet (…) einen Einblick in unterschiedliche Bereiche des Landes und einen guten Überblick. EIne historische Zeitleiste am Ende des Buches hilft dabei, den geschichtlichen Überblick nicht zu verlieren.
Asyl aktuell Nr. 4/2015
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