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ISBN: 978-3-85371-235-1 Kategorie: Osteuropa.Weissenbacher, Rudy: Jugoslawien.
Politische Ökonomie einer Desintegration
Promedia 2005. 496 S. 14,8 x 21. brosch.
€ 39,90. ISBN: 978-3-85371-235-1
Das vorliegende Buch bespricht die ökonomischen, sozialen und politischen Prozesse, die den Hintergrund für den gewalttätigen Desintegrationsprozess der 1990er Jahre bildeten. Anfangs geht es um die jugoslawische Staats- und Verfassungsgeschichte (1943 - 1991), ein notwendiger Schritt, um die verschiedenen Interpretationen, die später kriegerisch aufeinanderprallten, verstehen zu können.
Ebenso umstritten wie die Verfassung war die Verteilung des Sozialprodukts. Jugoslawien gelang es trotz erheblichen Entwicklungsbemühungen nicht, das ökonomische und soziale Gefälle zwischen den Regionen zu verringern. Die Streitfrage, ob die reichen Regionen mehr von dem jugoslawischen System profitierten oder die wirtschaftlich unterentwickelten die umverteilten Mittel nur zu wenig effizient eingesetzt hatten, wurde nie entschieden. Die erfolgreichste Zeit der jugoslawischen Ökonomie war jene mit der größten Planungsintensität. Das Experiment einer "sozialistischen Marktwirtschaft" blieb demgegenüber kurzlebig. Als Antwort auf die heftigen politischen Konflikte Anfang der 1970er Jahre folgte eine weitere Dezentralisation, die in die Verfassung von 1974 mündete: Sie ermöglichte es sechs Republiken und zwei serbischen Provinzen (Kosovo und Vojvodina), sich wie eigene Volkswirtschaften zu verhalten und gab diesen acht Einheiten legislative Macht auf Bundesebene (Vetorecht).
Als Faktoren von außen ortet der Autor globale Rezession, Verschuldung und das Ende der Blockkonstellation im Kalten Krieg. Detailreich beschreibt er den Prozess von der Kreditkrise über die Staatskrise bis zur Desintegration. Der Versuch Jugoslawiens, mit günstigen und von den Gläubigern zum Teil aufgedrängten Krediten der 1970er Jahre eine nachholendende Entwicklung zu stimulieren, endete mit der Hochzinspolitik der USA im Fiasko. Die Kreditkrise kann als auslösendes Moment für die gesellschaftliche Krise gesehen werden. In der Folge beschleunigten das Krisenmanagement und die "Stabilisierungsprogramme" des Internationalen Währungsfonds (IWF) den Desintegrationsprozess. Die nördlichen Teilrepubliken Kroatien und Slowenien sahen durch die Krise und die damit verbundene Re-Zentralisierung ihre privilegierte Stellung in der Verfassung und ihren Wohlstand gefährdet und suchten ihr Heil in Lösungen außerhalb des jugoslawischen Bundesstaates.
Jugoslawien war aufgrund seiner Position zwischen kapitalistischem "Westen" und sozialistischem "Osten"" bzw. zwischen wirtschaftlich entwickeltem "Norden" und wirtschaftlich unterentwickeltem "Süden" besonders von den internationalen Rahmenbedingungen abhängig. Wie rasch sich die Interpretationen der sezessionistischen Teilrepubliken international durchsetzten, ist nicht zuletzt der Stärke Deutschlands geschuldet, dem es gelang, das Völkerrecht ergebnisorientiert zu formen und so seine eigenen ökonomischen und politischen Interessen durchzusetzen.
Der Autor
Rudy Weißenbacher, geboren 1966 in Graz, ist historischer Sozialwissenschaftler und Publizist. Er studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie an der University of Minnesota/USA und arbeitet im Paulo Freire-Zentrum in Wien.
39,90 €
Weissenbacher, Rudy: Jugoslawien.
Politische Ökonomie einer Desintegration
Promedia 2005. 496 S. 14,8 x 21. brosch.
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