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ISBN: 978-3-85371-261-0 Kategorie: Edition Linke Klassiker.Bollinger, Stefan (Hg.): Lenin.
Träumer und Realist
Promedia 2006. 176 S. 21 x 15. brosch.
€ 14,90. ISBN: 978-3-85371-261-0
"Genius" oder "Dämon" der Revolution - die Meinungen über Lenin gehen nicht erst seit dem Untergang der Sowjetunion auseinander. Solange ein Sechstel der Erde unter dem Roten Stern stand und Lenin die Geschicke des "kurzen" 20. Jahrhunderts mitbestimmte, kamen Freund wie Feind nicht an ihm vorbei. Mit dem Untergang des Ostblocks begann die Suche nach den Schuldigen. Kann sich Marx noch gelegentlich als Theoretiker des 19. Jahrhunderts und Prophet der Globalisierung behaupten, so findet Lenin keine Gnade vor den gestrengen Wächtern des Antikommunismus. Es geht bereits ein Aufraunen durch die Feuilletons, wenn zu Beginn des neuen Jahrtausends der Sozialismus als Alternative zum Empire wieder angedacht wird, wenn neue, junge Kommunisten sich outen, gar ein Philosoph wie Slavoj Zizek die Wiederkehr Lenins und der Revolution beschwört. Dieser Gnadenlosigkeit begegnet das vorliegende Buch mit fein ausgewählten Texten und guten Argumenten.
Der Erste Weltkrieg brachte als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts massenhaft Tod an der Front und im Hinterland, stürzte Völker ins Elend und verschärfte die sozialen Widersprüche des Kapitalismus auf das Schärfste. "Brot und Frieden" und "das Land den Bauern" lauteten die Losungen der radikalen Linken. Und sie hatten Erfolg - zumindest in Russland. Heute sind mit dem Ende des Staatssozialismus jene in Verdammnis und Vergessen gestoßen, die für den ersten erfolgreichen Versuch einer sozialistischen Revolution und Gesellschaft Verantwortung trugen. Die bedeutendste Figur war Wladimir Iljitsch Lenin, Führer der russischen Bolschewiki, Kopf der Oktoberrevolution und erster Vorsitzende des Rates der Volkskommissare in der Sowjetunion.
Während seine westeuropäischen Genossen über Sinn oder Unsinn von Revolutionen fabulierten, Massenstreikdebatten führten, sich in ihrer Stellung zum Weltkrieg uneins waren und einstige Friedensschwüre vergaßen, war Lenin Pragmatiker und Realpolitiker. Er wollte die Revolution in Russland und in der Welt, begriff rascher und konsequenter die Zuspitzung aller Widersprüche des Kapitalismus, sah Übergangsformen für einen revolutionären Umsturz auch unter rückständigen Bedingungen und begriff den Imperialismus als ebenso bedrohliche wie chancenreiche Entwicklung für das Proletariat und die unterdrückten Bauern.
Dafür soll die vorliegende Sammlung den Blick öffnen: für die schöpferische marxistische Analyse der Gesellschaft, für die Rolle der Organisation, für die Entschlossenheit und die Zuspitzung von Entscheidungen. Je mehr sich der Kapitalismus nach dem Untergang des Staatssozialismus zur Kenntlichkeit verändert, die Klassenfronten des 19. Jahrhunderts aufscheinen, aber nicht die revolutionären Fähigkeiten, desto interessanter könnten jene radikalen Fragen und Antworten sein, die Lenin in die Debatte um den Sozialismus einbrachte.
Der Herausgeber
Stefan Bollinger, Jahrgang 1954, studierte Philosophie und Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin/DDR. 1986 habilitierte er sich zum Thema der Neuen Sozialen Bewegungen; 1990 abgewickelt. Zuletzt gab er im Promedia Verlag heraus: "Imperialismustheorien. Historische Grundlagen für eine aktuelle Kritik".
14,90 €
Bollinger, Stefan (Hg.): Lenin.
Träumer und Realist
Promedia 2006. 176 S. 21 x 15. brosch.
Marcel Bois im „Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ im Mai 2008: „Bollinger versteht sein Werk als Einführung in die Ideenwelt Lenins und präsentiert eine Auswahl hauptsächlich politökonomischer und politischer Schriften des sowjetischen Denkers. In der Einleitung, die etwa ein Viertel des Gesamtumfangs des Bandes ausmacht, stellt er ohne Anspruch auf Vollständigkeit den politischen Werdegang Lenins dar. (…) Bollingers Auswahl kann- auch wenn sie kaum Überraschungen enthält – im Großen und Ganzen als gelungen bezeichnet werden.“
Sebastian Baryli in den „Bruchlinien“ Nr. 20/ 2007: „Was kann also eine Lenin-Lektüre im 21. Jahrhundert noch leisten und was soll sie keinesfalls mehr leisten? (…) Welche Formen der neuerlichen Lektüre Lenins nützen der politischen Linken? Möglicherweise kann Lenin die grundlegenden Paradigmen der Antiglobalisierungsbewegung brechen, möglicherweise kann er einen Bruch schaffen mit dem politischen Liberalismus. Und möglicherweise bietet dieses Buch eine kleine Hilfestellung dafür.“
Markus Wagentristl in der Universitätszeitung „Unitat“ im April 2007: „Anthologien, die nicht mehr als 176 Seiten zählen, sind wohl dazu verdammt Überblick zu bleiben, kaum aber Einblick in die Materie zu gewährleisten. (…) Dennoch, es bleibt eine im Großen und Ganzen gut ausgewählte Zusammenstellung aus Lenins Werk und dafür sowie für die Literaturmarkt-Revolution des Promedia-Verlages zahle ich gerne 12,90 Euro.“ Die Zeitschrift „Analyse und Kritik“ Nr. 515 vom 16.3.2007: „Es ist schon ein paar Jahre her, dass in ak 446 Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, als ?Visionär und Pragmatiker‘ gewürdigt wurde. Das ist fast dasselbe wie ?Träumer und Realist‘ – so der Titel von Stefan Bollingers im Wiener Promedia-Verlag erschienenen Büchlein. (…) Wie auch immer – sein Buch ist als Einstieg in Lenins Schriften, die viele jüngere Linke heute nur noch vom Hörensagen kennen, durchaus geeignet.“
Die Zeitschrift „Analyse und Kritik“ Nr. 515 vom 16.3.2007: „Es ist schon ein paar Jahre her, dass in ak 446 Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, als ?Visionär und Pragmatiker? gewürdigt wurde. Das ist fast dasselbe wie ?Träumer und Realist? – so der Titel von Stefan Bollingers im Wiener Promedia-Verlag erschienenen Büchlein. (…) Wie auch immer – sein Buch ist als Einstieg in Lenins Schriften, die viele jüngere Linke heute nur noch vom Hörensagen kennen, durchaus geeignet.“
Karl-Heinz Gräfe in „Neues Deutschland“ am 25./26.11.2006: „Das heute wieder so aktuelle Thema Krieg und Imperialismus fehlt in diesem Band ebenfalls nicht. Ungleichmäßige Entwicklung hatte zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges geführt und zugleich die einzigartige Chance eröffnet, im schwächsten Glied der Kette des Weltimperialismus einen alternativen Ausbruchsversuch zu wagen. Nicht minder zeitgemäß sind zahlreiche Fragen, die Lenin aufwarf, so zu Nation, Nationalismus und Internationalismus, zu Staatsmacht, bürgerlich-parlamentarischem System und Markt.“
Medienschau
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