Becker verknüpft in seinem profund recherchierten und faktenreichen Band die historische Entwicklung der Sozialmedizin mit neuesten Studienergebnissen zum Einfluss von Prävention und sozialer Herkunft auf die Gesundheit. Der Text ist übervoll von interessanten Details und ist streckenweise fast zu dicht geraten. Der Autor erklärt, warum schwierige Lebensumstände krank machen: Weil Prekarität und die fehlende Möglichkeit, Belastungen abzubauen, zu chronischem Stress führen. Der wiederum behindert die Immunantwort im Körper und kann chronische Krankheiten begünstigen. Bronchitis, Bluthochdruck, Magenkrebs – fast alle Krankheiten sind in der untersten Einkommensgruppe doppelt bis dreimal so häufig wie in der obersten.

http://derstandard.at/2000008024291/Was-der-Einzelne-fuer-seine-Gesundheit-kann?ref=rss

Lisa Mayr, Der Standard, 19.11.2014

Anhand einer fiktiven alleinerziehenden Schichtarbeiterin macht Matthias Martin Becker deutlich, dass der ungesündere Lebensstil auch von äusseren Zwängen herrührt, von Erschöpfung, Zeitmangel, aber auch fehlender Anerkennung, die kompensiert werden will. So werden Zigarette und Feierabendbier schnell zu kleinen Belohnungen nach einem anstrengenden Tag. Während Ärzte der Frau dringend raten, sich gesünder zu ernähren und das Rauchen aufzugeben, bleibt ein weiterer Risikofaktor unbedacht: Nachtarbeit wirkt erwiesenermassen auf den Hormonhaushalt des Körpers ein und beeinflusst damit auch den Fettstoffwechsel und das Immunsystem. Doch sind es nicht nur solche messbaren Faktoren, die ärmere Bevölkerungsschichten krank machen. Armut an sich – oder, besser gesagt, Armut bei sozialer Ungleichheit – macht krank, lautet die zentrale These des Autors.

Jutta Blume, WOZ/Zürich, 06.11.2014

Vorbeugen ist besser als heilen‘ – was wäre plausibler? Wenn, ja wenn vorbeugen so einfach wäre. Hier aber liegen die Fallen und Paradoxien verborgen, die sogar vielen Ärzten nicht bewusst sind. Darüber berichte der Medizinjournalist Matthias Becker in seinem ebenso eingehend recherchierten wie populär verfassten Buch.

Peter Moeschl, Die Presse, 03.01.2015

Gesund muss man bleiben, lautet der Tenor nicht nur von Medizinern und Therapeuten, sondern auch der politischen Meinungsführer und Wirtschaftstreibenden. Mit verpflichtenden

Untersuchungen sowie Rauchund Alkoholverboten wird dieser Feldzug geführt, ebenso mit Vergünstigungen bei Krankenversicherungen, Appellen zu regelmäßigem Sport und mit der sogenannten Früherkennung. Eine „präventive Wende“ hat eingesetzt. Dennoch bleibt Armut der größte gesundheitliche Risikofaktor.

Dr. med. Mabuse, Nr. 230, Nov.-Dez. 2017, November 2017

Becker kritisiert scharf, aber er wettert nicht, er nimmt die Leistungen von Medizin und Gesundheitssystem unter die Lupe und erkundet genau Schwächen und Reichweiten zumal von präventiven Strategien, aber er bedient nicht die geläufigen und wenig von profunder Kenntnis gesättigten Räsonnements aus der Klamottenkiste selbstgefälliger Kritikaster. Er spielt die Karte des sozialen Gradienten nicht als Joker aus, sondern plädiert und dies ebenso kenntnisreich wie überzeugend.

http://www.socialnet.de/rezensionen/17852.php

Arnold Schieder, www.socialnet.de, 12.12.2015

Der Autor versucht den Spagat zwischen einem wissenschaftlichen Anspruch und einer populär verständlichen Sprache. Bei manchen historischen Betrachtungen wäre weniger manchmal mehr gewesen zugunsten einer stärkeren Fokussierung auf die gegenwärtige Situation. Das Thema der Entsolidarisierung im Gesundheitssystem unter dem Deckmantel der individuellen Vorbeugung verdient in jedem Fall Beachtung und eine weiterführende Diskussion.

Pharmazeutische Zeitung, 05.02.2015

In ‚Mythos Vorbeugung‘ kritisiert Matthias Martin Becker, dass der Präventionsgedanke heute so allgegenwärtig ist, wo doch für die Gesundheit andere Faktoren bestimmender seien.

Medical Tribune Nr. 5, 28.01.2015

Becker zeigt auf, dass gerade im Zuge der jüngsten Weltwirtschaftskrise in Ländern wie Griechenland und Spanien Krankheiten, die bisher als beherrschbar galten, wieder eine tödliche Gefahr, vor allem für arme Menschen, werden. Beckers Buch gut lesbares und dennoch informatives Buch ist auch eine Streitschrift für eine egalitäre Gesellschaft – gegen die Privatisierungstendenzen, die auch im deutschen Gesundheitswesen unübersehbar sind.

http://www.sozonline.de/2015/01/martin-matthias-becker-mythos-vorbeugung/

Peter Nowak, www.sozonline.de im Januar 2015

Anhand einer fiktiven alleinerziehenden Schichtarbeiterin fokussiert Becker seine These: Weder Früherkennungsuntersuchungen noch die individuelle Verhaltensprävention bestimmten die Krankheitsdisposition; maßgeblich seien die Lebensverhältnisse und die gesellschaflitche Ungleichheit. Ein erdückendes Plädoyer für die Berücksichtigung des ’sozialen Gradienten‘ in der Debatte.

ekz-Bibliotheksservice, Nr. IN 2015/08

Rauchen ist schädlich. Darüber besteht Konsens. Statistisch gesehen leben reiche Raucher dennoch länger als arme. Matthias Becker hinterfragt das neue Dogma der Gesundheitspolitik – die Präventiohn. Für den Gesundheitszustand entscheidend sei die soziale Situation und nur wenig der Lebensstil.

Upgrade/Krems

Das Thema Gesundheit ist heute in jeder Hinsicht wahrlich ein weites Feld. Wer hinter die Fassaden von Spitälern, Arztpraxen und Apotheken blickt, erkennt ein Schlachtfeld, auf dem sich blutige Kämpfe um Unsummen an Geld abspielen. Und die Schlachtrufe sind Mythen, nichts als lauter Mythen. Der deutsche Publizist Matthias Martin Becker hat einen dieser Mythen auseinander klamüsert. Die Grundaussage seines Buches „Mythos Vorbeugung – Warum Gesundheit sich nicht verordnen lässt und Ungleichheit krank macht“: Die allseits geforderte individuelle Prävention fruchtet wenig, denn den größten Einfluss auf die Gesundheit üben die Lebensverhältnisse bzw. die gesellschaftliche Ungleichheit aus. Also der sogenannte „soziale Gradient“. Ein Leben in Armut oder in ständiger existentieller Unsicherheit, folglich in Dauerstress macht krank. Von fast allen Krankheiten sind die Ärmsten zwei bis drei Mal so häufig betroffen wie die Reichsten. Dazu liefert Becker einen historisch-sozialmedizinischen Überblick und eine dichte Rezeption von entsprechenden wissenschaftlichen Untersuchungen.

http://www.streifzuege.org/2015/vorbeugung-ein-mythos

Maria Wölflingseder, Streifzüge, Nr. 63/2015

Schon der historisch orientierte Einstieg des Buches ruft einige alte Erkenntnisse wieder ins Bewusstsein, die heute völlig vergessen scheinen. Rudolf Virchows berühmtes Zitat etwa: ‚Die  Medizin ist eine soziale Wissenschaft und die Politik ist nichts weiter als Medizin im Großen‘ (S.  28) wäre, trotz aller Beschränktheiten, die Virchows eigenes Verständnis diesbezüglich noch  enthielt, geeignet, alle Gesundheitspolitik der letzten drei Jahrzehnte in Deutschland infrage zu stellen. (…) Dieser sogenannte soziale Gradient, dass also die Armen deutlich kränker sind als die Wohlhabenden und dass sie auch früher sterben, ist seit langem bekannt und häufig und gut beschrieben worden. Die Namen Michael Marmot und in Deutschland in den letzten Jahren noch mehr Richard Wilkinson und Kate Picket stehen beispielhaft dafür. Becker beschreibt das Phänomen aber nicht nur, er liefert auch die notwendigen neurologisch-medizinischen Erklärungen, um verstehen zu können, was da mit und in den Körpern passiert. Damit geht er durchaus über das in der auf die sozialen Komponenten von Gesundheit orientierten Debatte bekannten Fakten hinaus.

http://www.attac-netzwerk.de/uploads/media/besprechung_becker.pdf

Werner Rätz, Attac-Netzwerk, Juli 2015

Becker spricht praktisch alle wichtigen Punkte der aktuellen gesundheitswissenschaftlichen Diskussion an und fügt sie zu einem Bild zusammen, das Krankheit und Gesundheit konsequent aus der Perspektive gesellschaftlicher Ungleichheit versteht. (…) Die zweite Auflage ist dem Buch in jedem Fall zu wünschen. Es ist lehrreich, gut geschrieben, fachlich fundiert und politisch engagiert.

Joseph Kuhn, Dr. med. Mabuse, Nr. 214, März-April 2015

Spätestens mit der erforderlichen Reform der Präventionsgesetzes ist das eine Pflichtlektüre für Politik und Verbände. Bis dahin ist es ein lohnenswertes Buch für alle, die an funktionierender Prävention interessiert sind.

Standpunkte Thema. Informationen zur Gesundheitsförderung, Nr. 2/2015
";}}">Plädoyer eines Märtyrers">Opfer">Mit dem Elektroauto in die Sackgasse">Deep Green Resistance">Die neuen Biedermenschen">Kritik der Migration">Ohne Prozess">Kosovarische Korrekturen">Die österrei­chische Revolution">Lockdown 2020">Fragmente: Die Zeit danach">Europa">Schwerer Verlauf">Corona als gesellschaftliches Verhältnis">
Loading the content...
Navigation
Alle Bücher versandkostenfrei in Ö und D bestellen!
Warenkorb22,00 

Mythos Vorbeugung

Verwandte Bücher

Back to top
X