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ISBN: 978-3-85371-238-2 Kategorie: Wissenschaft.Frank, André G: Orientierung im Weltsystem.
Von der Neuen Welt zum Reich der Mitte
Promedia 2005. 160 S. 20 x 14. brosch.
€ 14,90. ISBN: 978-3-85371-238-2
Steht das Ende des amerikanischen Jahrhunderts unmittelbar bevor? Zerplatzt die US-Ökonomie demnächst wie eine Spekulationsblase? Droht dem Dollar der völlige Wertverlust? Mit welchen Mitteln versucht die US-Regierung gegenzusteuern? Antworten auf diese Fragen gibt Andre Gunder Frank im vorliegenden Buch, das ihn als zutiefst politischen Intellektuellen und scharfen Polemiker ausweist. Ausgangspunkt des Textes ist die Empörung über die jüngsten von den USA und ihren Verbündeten geführten Kriege. Hinter dieser Eskalation der Gewalt ortet Frank den Versuch der Vereinigten Staaten, ihre globale Vormachtstellung mit militärischen Mitteln zu verteidigen. Dies vor allem deshalb, weil die wirtschaftlichen Grundlagen US-amerikanischer Macht - insbesondere der Dollar als Weltgeld - sich als zunehmend brüchig erweisen und daher die direkte, militärisch hergestellte Kontrolle über Ressourcen wie Erdöl von besonderer Bedeutung.
So erklärt Frank beispielsweise die US-Liste der "Schurkenstaaten", wie sie anlässlich der Kriegsvorbereitung gegen Bagdad im März 2003 präsentiert und seither mehrmals aufgestockt worden ist, mit der drohenden Konkurrenz des Euro für den Dollar als Weltgeld. Der Irak vor der Besetzung, Nordkorea und der Iran waren nicht zufällig allesamt Volkswirtschaften, die ihre Auslandsgeschäfte von Dollar auf Euro umgestellt hatten bzw. umstellen wollten. Europa und der kommenden Weltmacht China empfiehlt Frank, sich von den einseitigen Devisenbeständen in Dollar zu lösen, um sich so in einem zweiten Schritt davon zu befreien, den Dollar und damit die USA stützen zu müssen.
Hatte Frank bis zu Beginn 1990er Jahre das von Deutschland angeführte Westeuropa als ernsthaften Herausforderer der US-Hegemonie angesehen, so sieht er mittelfristig nur noch eine Region, der er die Ablösung der USA als führende Macht zutraut: Ostasien - jene Region also, deren historische Bedeutung er bereits in seinem letzten großen Buch, ReOrient (1998), in ein neues Licht gerückt hatte. Einige Kapitel des vorliegenden Bandes greifen die in ReOrient entwickelten Thesen auf und rechnen mit jenen eurozentrischen Welt- und Geschichtsbildern ab, die Ostasien vernachlässigen. Frank insistiert darauf, dass dieser Raum mit Ausnahme der letzten zwei Jahrhunderte als jener Ort anzusehen sei, in dem die Fäden der Weltwirtschaft zusammenliefen. Und er hält es nicht für ausgeschlossen, dass sich der Kreis der Geschichte schließt und das globale Zentrum nach seiner im historischen Kontext relativ kurzen Verschiebung westwärts über den Erdball (Westeuropa, Nordamerika) an seinen Ursprungs zurückkehrt.
Der Autor
Andre Gunder Frank, geboren 1929 in Berlin, musste 1933 mit seiner Familie in die USA emigrieren, wo er an der University of Chicago bei Milton Friedman Ökonomie studierte. Seine weltweite Bekanntheit begründete Andre Gunder Frank in den 1960er und 1970er Jahren als einer der führenden Vertreter der Dependenztheorie. Später erweiterte er diesen Ansatz in Richtung Weltsystemanalyse und Globalgeschichte. Zu seinen Hauptwerken zählen "Kapitalismus und Unterentwicklung in Lateinamerika" (1968), "Abhängige Akkumulation und Unterentwicklung" (1980) sowie "ReOrient" (1998). Im Promedia Verlag ist (gemeinsam mit Marta Fuentes-Frank) "Widerstand im Weltsystem" (1990) sowie ebenfalls in deutscher Übersetzung "ReOrient" (2016).
14,90 €
Frank, André G: Orientierung im Weltsystem.
Von der Neuen Welt zum Reich der Mitte
Promedia 2005. 160 S. 20 x 14. brosch.
Hans-Heinrich Nolte in „geschichte.transnational“ am 2. November 2007: „Die Kapazität des Autors, aus relativ kurzen Notizen Schlaglichter zu entwickeln und Krisen vorauszusehen, ist aber beeindruckend – wer viel Geld in den amerikanischen Immobilienmarkt gesteckt hat, hätte besser vorher Frank gelesen. (…) Insgesamt ein spannendes und wichtiges kleines Buch.“
Dagmar Bechtloff in „Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte“ Band 8/2008: „Die überaus sorgfältige Einführung zu Leben und Werk Andre Gunder Franks, die den Essayband einleitet, gibt erhellenden Einblick in die besonderen Lebensumstände, die die Persönlichkeit Andre Gunder Franks prägten und die sich ihrerseits im Werk des Autors spiegeln: ‚Produktive Renitenz‘ lautet die treffende Überschrift. Tempramentvoll und ‚dem großen Wurf‘ verpflichtet, sind auch seine letzten Aufsätze.“
Wolfgang Fritz Haug in der Zeitschrift „Das Argument“ Nr. 168/2006: „Unermüdlich sagt Frank über die Jahre den Einsturz der Dollar- und damit auch der Militärsäule der US-Herrschaft voraus. Doch weiß er auch, dass der ?historisch notwendige? Einbruch des Dollars und damit des monetären Tributsystems, das die USA der Welt auferlegt haben, ?die gesamte Welt in die tiefste Depression aller Zeiten stürzen? könnte.“
Ellen Baumann in der „Zeitschrift für Weltgeschichte“, 8. Jahrgang, Heft 1 im Frühjahr 2007: „Seit 1990 ist keine der Arbeiten Andre Gunder Franks mehr ins Deutsche übersetzt worden. Mit dieser Übersetzung und mit der Auswahl der Beiträge ermöglicht der Band einen leichteren Einstieg in das Werk Franks, insbesondere für Studenten. (…) Es geht Frank um nichts weniger als eine – historisch begründete – Diagnose des derzeitigen globalen ökonomischen Problemkomplexes. Frank zeigt die Brüchigkeit und das Gefahrenpotential der Situation auf und wagt eine vorsichtige Prognose.“
Susan Zimmermann im „Journal für Entwicklungspolitik“ Nr. XXII im Jänner 2006: „Auf hundertfünfzig Seiten durch Zeit und Welt – so könnte die vor kurzem und bereits posthum erschienene Sammlung von vier, bislang nur verstreut erschienenen oder zugänglichen Aufsätzen aus der Feder von Andre Gunder Frank charakterisiert werden. (…) Überdies ist der Band auch verlegerisch sorgfältig gemacht. In seinem detaillierten und interessant zu lesenden Vorwort schreibt Herausgeber Gerald Hödl eine kurze Geschichte der Verbindungen von intellektuellem, politischem und persönlichem Lebensweg im Falle Franks.
Herbert Strunz in der Zeitschrift „International“ Nr. 1/ 2006: „Dem Promedia-Verlag ist es zu verdanken, dass mehrere Schriften von Andre Gunder Frank in deutscher Sprache vorliegen. Das nunmehr erschienene Werk fasst vier seiner letzten Texte zusammen. Polemisch sind sie wohl, die USA stehen im Fadenkreuz, der unaufhaltsame Aufstieg Chinas zur (ökonomischen) Weltmacht wird prophezeiht. Die sorgfältige Edition trägt mit vielen Informationen zur Person des Autors außerdem dazu bei, das ?A.G.F.‘ nicht so bald in Vergessenheit geraten möge.“
Karl Unger in der „Zeitschrift für marxistische Erneuerung Z“ Nr. 66/ 2006: „… eine Formulierung wie ?der Wohlstand des amerikanischen Volkes‘ macht deutlich, dass Frank weit davon entfernt ist klassenanalytisch vorzugehen und sich des Instrumentariums der politischen Ökonomie zu bedienen. Weltsystem und Weltwirtschaft lautet sein Mantra.“
Die Internetzeitschrift „Schattenblick“ im März 2006: „Der in Wien ansässige Promedia Verlag hat Ende 2005 sozusagen im Andenken an einen der streitbarsten und mutigsten linken Wirtschaftstheoretiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ?Orientierung im Weltsystem‘ aufgelegt. Das lediglich 160 Seiten starke Buch enthält vier Aufsätze aus den Jahren 2002 bis 2005, die einen guten Überblick über den Stand von Franks Denken gegen Ende seines langen Lebens bieten.
Georg Fülberth in der Zeitschrift „Konkret“ 3/2006: „Es ist schwer, in diesen Texten Analyse, Empirie und Projektion zu trennen. Vielleicht sollte man dies auch gar nicht erst versuchen. Wo wir unsicher sind, ob die Realität adäquat wiedergegeben ist, zugleich aber vom Autor nicht genügend Anhaltspunkte zur Überprüfung erhalten, genießen wir auf der anderen Seite die Ergebnisse einer ziemlich grandiosen geschichtsphilosophischen Imagination.“
Erhard Crome in „Das Blättchen“ Nr. 25/ vom 5.12.2005: „Betrachten wir die Welt heute, so Frank, sei das weltweite Gravitationszentrum einmal um die Welt gewandert: von Ostasien/China nach Westeuropa, von dort über den Atlantik in die USA, dort von der Ost- an die Westküste, von dort über den Pazifik zurück nach Ostasien. Die USA seien heute der ?Konsument der letzten Instanz‘, während Ostasien wieder zum Kreditgeber letzter Instanz werde.“
Medienspiegel
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