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ISBN: 978-3-85371-208-5 Kategorie: Wissenschaft.Grandner, Margarete / Komlosy, Andrea (Hg.): Vom Weltgeist beseelt.
Globalgeschichte 1700-1815
Promedia 2003. 280 S. 24 x 17. brosch.
€ 27,00. ISBN: 978-3-85371-208-5
Das 18. Jahrhundert steht für die Konsolidierung des europäischen Staatensystems nach innen und nach außen. Ökonomisch prägend ist die Herausbildung einer weltweiten Arbeitsteilung in der Produktion von Massengütern, in welche lokale, regionale und nationale Märkte integriert und untereinander durch Waren-, Kapital- und Arbeitskräftebewegungen verbunden wurden. Die Fäden dieser Arbeitsteilung wurden in Nordwesteuropa gezogen, insbesondere in Großbritannien und in Frankreich, deren Rivalität das 18. Jahrhundert in einen nicht enden wollenden Weltkrieg mit Schauplätzen in Europa, Asien und Amerika hineinzog. Die europäische Perspektive wurde (spätestens) im 18. Jahrhundert zu einer globalen. Europäische Geschichte war Weltgeschichte. Das Weltbild des 18. Jahrhunderts eröffnete einen universalistischen Blick auf den gesamten Erdball und brachte Modelle, Begrifflichkeiten und Instrumente hervor, mit denen Fortschritt und Entwicklung gemessen werden konnte. Diese Herangehensweise ist gleichwohl eurozentristisch, unfähig, andere Weltregionen aus einer anderen räumlichen bzw. weltanschaulichen Perspektive zu betrachten als der des europäischen Fortschreitens und des Bewusstseins seiner zivilisatorischen Überlegenheit.
Die nächstliegende Methode, die eurozentristische Verengung zu überwinden, besteht in der Betrachtung der europäischen wie der außereuropäischen Welt durch die Brille anderer Weltregionen und -kulturen. Gab es bzw. warum gab es keine osmanische Aufklärung, keinen chinesischen Kolonialismus, keinen afrikanischen Merkantilismus? Welche geistigen und politischen Strömungen prägten das Selbstverständnis und das Weltbild außereuropäischer Kulturen? Den Hegelschen "Weltgeist" anzweifelnd, hinterfragen historische SozialwissenschaftlerInnen aus verschiedenen Disziplinen im vorliegenden Band die gängige Version der europäischen Erfolgsgeschichte. Weltgeschichte wird nicht länger als Vektor betrachtet, der von Europa ausgeht. Vielmehr werden Staatensystem, Großmächterivalität und Revolutionen, Wirtschaft, Welthandel und Kolonialismus, Migration, Technologietransfer, Reisen, Kommunikation und Sinngebung im interkulturellen Vergleich konfrontiert und auf die Interaktionen und Einflüsse untersucht, die sie zwischen den beteiligten Weltregionen vermittelt haben. Dabei werden die Strategien und Konstellationen herausgearbeitet, die es den nordwesteuropäischen Staaten im 18. Jahrhunderten ermöglichten, die asiatischen Konkurrenten zu verdrängen, die Führung über die Weltwirtschaft an sich zu reißen und das Monopol in der Darstellung der historischen Ereignisse zu übernehmen.
Die HerausgeberInnen
Margarete Grandner, Jahrgang 1953, und Andrea Komlosy, Jahrgang 1957, sind Professorinnen für Neuere Geschichte bzw. Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien. Von Andrea Komlosy ist zuletzt im Promedia Verlag erschienen: "Grenze und ungleiche regionale Entwicklung. Binnenmarkt und Migration in der Habsburgermonarchie sowie ARBEIT - Eine globalhistorische Perspektive. 13. bis 21. Jahrhundert".
AutorInnen
Robert Hoffmann, Monica Juneja-Huneke, Matthias Middell, Michael Mitterauer, Hans-Heinrich Nolte, Norbert Ortmayer, Reinhold Reith, Dietmar Rothermund, Reinhard Schulze, Annemarie Steidl.
27,00 €
Grandner, Margarete / Komlosy, Andrea (Hg.): Vom Weltgeist beseelt.
Globalgeschichte 1700-1815
Promedia 2003. 280 S. 24 x 17. brosch.
Piet Emmer im „Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte“ 6/2006: „Nahezu alle Beiträge sind von hoher Qualität, benutzen neue Quellen und stimulieren zum Nachdenken. Der Beweis, dass das 18. Jahrhundert eine eigene Epoche der europäischen Expansionsgeschichte bildet, wird jedoch nicht geliefert. Auch der Anspruch, Globalgeschichte zu schreiben, wird nicht erfüllt. Alle Beiträge stehen in der historiographische Tradition der herkömmlichen ?Expansionsgeschichte Europas‘.“
Daniel Hildebrand in der „Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“, Bd. 92, Heft 3 (2005): „Insgesamt verdeutlicht der Sammelband zweierlei: Zum einen zeigt sich, dass Spezialisierung als zwangsläufige Eigenart wissenschaftlichen Fortschritts weder zwingend zu geographischen noch zu zeitlicher Kleinteiligkeit führen muss. Vielmehr gewinnen weltumfassende Langzeitentwicklungen Eigendynamiken, die erfordern, sie als Erkenntnisstand sui generis zu würdigen. (…) Zum anderen mahnt die historia doctrix einmal mehr, das für die eigenen Zeitgenossen Unerhörte und Grundstürzende nicht als Erstmaligkeit und Abschied von Geschichte zu missdeuten.“
Hans-Heinrich Nolte in der „Zeitschrift für Weltgeschichte“, Jahrgang 6/ Heft 1 (Frühjahr 2005): In Fortführung des Bandes über Globalgeschichte 1450 – 1620 entsteht eine Globalgeschichte, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Fachleute für die verschiedenen Regionen der Welt auf begrenztem Raum und in verständlicher Sprache über die jeweils benannte Periode berichten. Es lohnt sich, die Bände zu sammeln.“
Arndt Hopfmann in der Zeitschrift „Utopie kreativ“ Nr. 176/ Juni 2005: „Andrea Komlosy, die erklärtermaßen versucht, einerseits den Beitrag anderer Weltregionen zur englischen ?industriellen Revolution‘ zu erhellen und andererseits herzuleiten, warum die einst überlegenenen Gewerbezentren vor allem in Asien dem Konkurrenzdruck der industriellen Produktion unterlagen, präsentiert schließlich Einsichten, die ?die Legende von England als Ursprungsland der industriellen Revolution‘ ins rechte Licht rücken.“
Die „Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer“ im Heft 69/2005: „Vom Weltgeist schien in diesem Weltsystem allein Europa beseelt, langfristig zeichnete sich freilich schon Nordamerika als dessen Hort ab, auch wenn Georg Friedrich Wilhelm Hegel die Finalität der Geschichte auf Europa gerichtet sah. Was er allerdings ganz richtig sah, das war die ?Auswanderung des Weltgeistes aus Asien‘. So führt die Globalgeschichte des langen 18. Jahrhunderts zu einem modizizierten Bild einer Epoche, die noch viel zu oft als Weltgeschichte in europvektorieller Sicht gesehen wird.“
Das „Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts“, Bd. 18/19: „Globalgeschichtliche Narrative, wie sie in dem Buch eingesetzt werden, bevorzugen die Enthierarchisierung des Blicks, tragen der Vielfalt Rechnung und nehmen das Wagnis der Standpunktveränderung auf sich. So bitet das Buch den versuch einer Enteuropäisierung bestimmter Parameter, die wir aus den ‚klassischen‘ europäischen Meistererzählungen kennen: solche enteuropäisierte Parameter sind ‚Industrialisierung‘, Buchdruck, Revolution, Kapitalismus, Aufklärung, Staatswerdung etc.“
Die Internetplattform „geschichte.transnational“: „In dem vorliegenden Sammelband formulieren die beiden Herausgeberinnen ein anspruchsvolles und innovatives wissenschaftliches Konzept. (…) bietet konzise Darstellungen, die die verschiedenen Beziehungsgefüge in einer historisierten Welt deutlich machen.“
Medienschau
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