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ISBN: 978-3-85371-170-5 Kategorie: Kultur und Gesellschaft.Plojhar, Ernst: Von der Notwendigkeit der Architektur des Bauens.
Versuch einer marxistischen Architekturtheorie
Promedia 2001. 264 S. 24 x 17. brosch.
€ 27,00. ISBN: 978-3-85371-170-5
Architektur ist eine Form der Aneignung von Wirklichkeit. Unter dialektischen und materialistischen Vorzeichen verbindet sie Wissenschaft und Kunst. Insofern reicht marxistisch inspirierte "Baukunst" über rein ästhetische Kategorien hinaus und stützt sich auf den Nutzen - den Gebrauchswert - eines Bauwerkes und nicht auf dessen Verwertungsmöglichkeit beispielsweise am Wohnungsmarkt.
Die gesellschaftlich unterschiedlichen Systeme in Ost- und Westeuropa nach 1918 bzw. nach 1945 (bis 1989) spiegeln sich auch in den unterschiedlichen Funktionsweisen sozialistischen Bauens. Gerade darauf wird besonderes Augenmerk gelegt. Die sowjetische Architekturgeschichte kennt im wesentlichen zwei Etappen: bis Mitte der 1930er Jahre gab eine konstruktivistische Avantgarde der Bauwelt moderne Impulse. Corbusiers Centro Sojus in Moskau oder die Leningrader Parteizentrale zeugen von diesem Geist. Danach erhob der Stalinismus in eklektizistischer Manier diverses klassisches Erbe zum Staatsstil. Die monumentalen Zuckerbäckerbauten, acht davon wie Wehrtürme ums Moskauer Zentrum verteilt, sind ebenso Resultat dieser Programmatik wie die palastartig, oft barock anmutende Untergrundbahn in der russischen Hauptstadt. Die Verballhornung alter klassischer Prinzipien diente gänzlich unmarxistischen Idealen: Monumentalität, Repräsentation, Theatralik. In den breit gehaltenen Boulevards der großen städtischen Achsen wird dies auch in der Verkehrsarchitektur deutlich.
Ernst Plojhar spürt auch den Funktionsweisen von Sozialbauten in Westeuropa nach und stellt fest, daß sozialistische Architektur in Westeuropa schon deshalb nicht substantiell zum Durchbruch kommen konnte, weil Gebrauchswerte in einer Verwertungsgesellschaft nur einen geringen Stellenwert haben. Ausnahmen wie das "Rote Wien" der 1920er Jahre, in dem der Wohnungsmarkt für eine Stadt und eine Periode politisch außer Kraft gesetzt wurde, geben dennoch interessante Beispiele ab. Im Berlin der Vorkriegszeit waren es die Siemensstadt oder die Friedrich Ebert-Siedlung, von Dessau aus die Bauhaus-Bewegung, Ernst May mit seiner Werkbundsiedlung in Frankfurt/Main und Margarete Schütte-Lihotzky mit ihrer "Frankfurter Küche" ... dies alles waren punktuelle Versuche, der kapitalistischen Rationalität eine sozialistische Bau-Programmatik gegenüberzustellen.
Der Autor
Ernst Plojhar, Jahrgang 1920, lebt in Wien. Während des Architekturstudiums im Jahre 1938 gehörte er den illegalen "Roten Studenten" an; er lernte die russische Sprache. In der Wehrmacht war Plojhar als Dolmetscher tätig und lief während der Kämpfe um Wien im Frühjahr 1945 zur Roten Armee über. 1954 beendete er sein Architekturstudium und übte den Beruf jahrzehntelang als Freischaffender aus. Bis zum Einmarsch der Sowjets in Prag 1968 war Plojhar Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs und im Kreis des "Wiener Tagesbuchs" um Ernst Fischer und Leopold Spira tätig.
27,00 €
Plojhar, Ernst: Von der Notwendigkeit der Architektur des Bauens.
Versuch einer marxistischen Architekturtheorie
Promedia 2001. 264 S. 24 x 17. brosch.
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