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ISBN: 978-3-85371-405-8 Kategorie: Österreich.Tonka, Oswalda: Buchengasse 100.
Geschichte einer Arbeiterfamilie
Promedia 2016. 232 S. 14,8 x 21. brosch.
€ 19,90. ISBN: 978-3-85371-405-8
Oswalda „Ossy“ Sokopp wurde 1923 in eine Wiener Arbeiterfamilie geboren. Aufgewachsen in der Buchengasse 100 im 10. Gemeindebezirk, begleiteten sie Ausbeutung und Elend des Proletariats von frühester Kindheit an. Ihre ganze Verwandtschaft, das merkte sie bald, stand gegen diese schreiende Ungerechtigkeit im Kampf, im Klassenkampf. Oswalda Tonka hat die Geschichte dieses Kampfes als Familiengeschichte dreier Generationen aufgeschrieben, ihre Tochter Gitta machte daraus das vorliegende Buch.
Die Geschichte beginnt mit der Politisierung von Oswaldas Großvater Jakob, der als 19-Jähriger an der Seite Andreas Scheus am ersten Parteitag der Arbeiterbewegung in Neudörfl, an der Geburtsstunde der österreichischen Sozialdemokratie, teilnahm. Dort freundete er sich mit dem späteren Wiener Bürgermeister Jakob Reumann an und gründete die Gewerkschaft der Metalldrucker.
Oswaldas Vater, Jakob jun., engagierte sich trotz schwerer Kriegsinvalidität im „Roten Wien“ für das Recht der Arbeiter auf „Licht, Luft und Sonne“. Sein Bruder Otto, Schutzbündler und Adjutant des Kommandanten Eifler, erlebte den Justizpalastbrand 1927 im Inneren des Gebäudes. Im Februar 1934 nahm er aktiv am Widerstand gegen die Austrofaschisten teil. Während des Zweiten Weltkrieges überlebte er als einer der wenigen das „Massaker von Stein“, bei dem im April 1945 mehrere Hundert überwiegend politische Häftlinge im niederösterreichischen Gefängnis von den Nazis ermordet wurden. Ein anderer Onkel, Johann Sokopp, arbeitete mit der bekannten Widerstandskämpferin Käthe Sasso zusammen und wurde 1944 zum Tode verurteilt und geköpft.
Oswalda Tonka selbst beteiligte sich in den frühen 1940er-Jahren als junge Frau an Sabotageaktionen in einem kriegswichtigen Betrieb in Wien und floh vor einem Einberufungsbefehl der Wehrmacht zu slowenischen Partisanen, mit denen sie gegen die Nationalsozialisten kämpfte.
Mit „Buchengasse 100“ ist Oswalda Tonka ein Meisterwerk zur österreichischen Arbeitergeschichte gelungen, literarisch anspruchsvoll, packend erzählt und historisch detailgetreu. Die Sokopp-Tonkas waren über 100 Jahre lang an zeitgeschichtlichen Brennpunkten zugegen.
Die Autorin
Oswalda Tonka (1923–1999) wuchs als Vollwaise bei ihren Tanten in der Buchengasse 100 in Wien-Favoriten auf, denen sie ihre antifaschistische Einstellung verdankt. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete sie im Widerstand. Kulturpolitisch engagierte sie sich u. a. im Theater an der Scala. Sie heiratete, wurde Mutter von zwei Töchtern und Großmutter dreier Enkelkinder. In der Pension begann sie ihre Familiengeschichte aufzuschreiben.
Die Herausgeberin
Gitta Tonka, geboren 1952, ist die ältere Tochter von Oswalda Tonka. Als Direktorin leitete sie 17 Jahre lang eine Favoritner Volksschule. In der Pension fand sie Zeit, die Manuskripte ihrer Mutter in Buchform zu bringen. Gitta Tonka hat eine Tochter und lebt verheiratet in Wien.
19,90 €
Tonka, Oswalda: Buchengasse 100.
Geschichte einer Arbeiterfamilie
Promedia 2016. 232 S. 14,8 x 21. brosch.
Hier in der Buchengasse arbeitete ihr Großvater als Metalldrucker in der Kellerwerkstatt, an der Bassena holten ihre Großtanten das Wasser, an die Holzeingangstür klopfte ihre Mutter, als sie von den Partisanenkämpfen im Zweiten Weltkrieg aus Jugoslawien heimkehrte. Seit ihrer Geburt lebt Tonka, Jahrgang 1952, in Favoriten. Seitdem ihr Urgroßvater, Jakob Sokopp, hier Arbeit fand, ist der Bezirk über vier Generationen hinweg das Zentrum ihrer Familiengeschichte. Tonka hat sie in zwei Büchern niedergeschrieben. 2015 gab sie unter dem Titel „Buchengasse 100“ posthum die Memoiren ihrer Mutter heraus, der kommunistischen Widerstandskämpferin Oswalda Tonka. (Ausgabe 9/24)
Benedikt Narodoslawsky, Falter, 28.02.2024
Dass es in Wien ‚Schusterlaberl‘ gab – wo sind sie geblieben? -, das erfährt man nebenbei. Vor allem sind die Erinnerungen der Oswalda Tonka (1923-1999) die Geschichte einer Arbeiterfamilie, beginnend mit Schimmel an den Wänden und Klo am Gang in der Buchengasse 100 in Favoriten. Ein Leben im Kampf gegen Unrecht, Faschismus, gegen Hitler.
Kurier, 21.04.2016
Es gibt Bücher, die eine Familiengeschichte, eingebettet in historische Fakten, auch literarisch anspruchsvoll erzählen. „Buchengasse 100“ ist so eines.
Kirchenzeitung, 12.05.2016
Ich plädiere dafür, „Buchengasse 100“ unter der Prämisse zu lesen, dass wir arm sind an der eigenen Geschichte.
diepresse.com/home/spectrum/literatur/5094520/Ein-Ort-namens-Leo
Erich Hackl, Die Presse, 30.09.2016
Sowohl die genaue Beschreibung des oft mühevollen Alltags der Menschen am Rande Wiens (und der „Gesellschaft“) als auch des jeweiligen historischen Rahmens aus der Sicht einer klugen, neugierigen und selbstbewussten Favoritnerin sind lesenswert. Aber besonders beeindruckte mich das persönliche und konsequente Engagement von drei Sokopp-Generationen im Kampf um mehr soziale Gerechtigkeit, trotz schwerster politischer Repressionen und Schicksalsschläge.
Fritz Endl, fritzendl.wordpress.com/, 31.07.2016
Zu den Vorzügen des Buches gehört die einfache, verständliche Sprache, die nicht nur spannend erzählt, sondern auch, wo notwenig, erklärt, nicht belehrt. Das Buch hat zu Recht eine für das Thema beachtliche Öffentlichkeit erreicht.
Michael Graber, Mitteilungen der Alfred Klahr-Gesellschaft, Juni 2016
Dieses ebenso erschütternde wie wunderbare Buch fesselt ab der ersten Seite. So ehrlich, vielseitig und hautnah erlebt man Geschichte selten. Tonka lässt persönliche Gedichte von ihr und ihrer Schwester miteinfließen, illustriert mit Wiener Mundart und beschreibt Personen und Geschehnisse mit viel Liebe zum Detail. Aus den Seiten dieses Stücks Zeitgeschichte wirbelt uns nicht nur der Staub der Vergangenheit entgegen, sondern es führt uns auch die Aktualität von der Notwendigkeit zum vereinten Widerstand vor Augen. Tonkas Mut und politische Überzeugung kann und soll für uns alle ein Vorbild sein.
http://linkswende.org/oswalda-tonka-buchengasse-100/
Katharina Anetzberger, Linkswende, 04.10.2018
Gitta Tonka hat die Memoiren ihrer Mutter herausgegeben, die spannender kaum sein könnten. Anschaulicher als jedes Geschichtsbuch wird das Wien des frühen 20. Jahrhunderts vor den Augen der Leserschaft lebendig. Es ist, als tauche man selbst ein in jene Epoche und erlebe mit eigenen Augen, wie sich die ehemalige Habsburger-Metropole aus der Sicht der Favoritner Arbeiterschaft entwickelt. Und Oswalda Tonkas Lebenslauf ist so faszinierend, dass er förmlich nach einer Verfilmung schreit!
Vor allem die Kapitel zur Geschichte der Arbeiterbewegung, zu antifaschistischem Widerstand und zu den jugoslawischen Partisanen entreißen wichtige Aspekte der jüngeren Geschichte der Vergessenheit.
Ein überaus wichtiges Buch!
Für mich die Entdeckung des Jahres!
Andreas Pittler, Rezension, 31.01.2018
(…) Über all das hinaus vermittelt der Band, der auch Gedichte Tonkas enthält, eine Fülle kulturgeschichtlich relevanter Informationen – über Respekt heischende Frauenbiographien, über Wohnverhältnisse, über das Selbstwertgefühl und die kulturellen Ansprüche der Protagonisten u. a. im Hinblick auf Kleidung oder Hygiene, über mihr Bildungsstreben, ihr Sozialverhalten, ihre Feindbilder, Ideale und Träume.
Evamarie Badstübner, Zeitschrift für historische Studien Januar 2017, Jänner 2017
Um die Kapitel mit den Kriegserinnerungen Ossy Tonkas zu lesen, sollte man „Buchengasse 100″ vielleicht zwischendurch beiseite legen. Sie sind heftig. Ossys knappe, schnörkellose und direkte Sprache arbeitet die Grausamkeit heraus und lässt sie besonders nahe an den Leser heran. Gerade weil sie die Beiläufigkeit von Tod und Folter im Partisanenkrieg so deutlich macht.
http://www.freigeist-weimar.de/beitragsanzeige/wien-buchengasse-100-oder-ne-pozabi-ti-si-slovenka/
Christoph Baumgarten, www.freigeist-weimar.de, 28.12.2016
Es geht um die Armut einer Großfamilie, um kommunistische Tanten, um die erste Gemeindebauwohnung, den Februar 1934, um ein nationalsozialistisch geführtes Kinderheim, um Widerstand und Partisanengeschichten. (…) Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für das Rote Wien interessieren.
www.wissenschaftskompass.at, Oktober 2016
Familien, deren Angehörige sich über ein ganzes Jahrhundert mit Herz und Hirn als Teil einer sozialdemokratischen-kommunistischen Arbeiterbewegung verstanden, sind buchstäblich im Aussterben. Deshalb ist es umso wichtiger, den historischen Wandlungsprozess in den letzten 100 Jahren für die Nachgeborenen zu dokumentieren, wie das im vorliegenden Buch geschieht.
Fritz Keller, Bücherschau, Juni 2016
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Promedia 2005. 344 S. 21 x 15. brosch.