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ISBN: 978-3-85371-476-8. Kategorie: Politik und Ökonomie.Ali, Tariq / Flassbeck, Heiner / Mausfeld, Rainer / Streeck, Wolfgang / Wahl, Peter: Die extreme Mitte.
Wer die westliche Welt beherrscht. Eine Warnung
Promedia 2020. 152 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-476-8.
E-Book: € 15,99. ISBN: 978-3-85371-884-1.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 fegte ein kapitalistischer Sturm über die Welt. Was mit Ronald Reagan und Margaret Thatcher begonnen hatte, erfasste schließlich ganz Europa: das Ende des Sozialstaats, eine umfassende Privatisierungswelle und die weitgehende Selbstausschaltung parlamentarischer Opposition. Die Sozialdemokratie beging Selbstmord, indem sie sich dem neoliberalen Ansturm fügte, und die Grünen wurden zu Helfershelfern imperialistischer Kriege.
Das war die Geburtsstunde der „extremen Mitte“, der Parteien an der Macht und ihrer wirtschaftlichen Antreiber. Extrem sind die Folgen ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik ebenso wie die politische Zementierung eines gesellschaftlichen Konsenses. Der bekannte britisch-pakistanische Autor und Historiker Tariq Ali schreibt dazu: „Zeitgenössischer Kapitalismus verlangt (...) Schiedsrichter, die im Streit zwischen Unternehmen und über Eigentumsrechte entscheiden, aber eine wirkliche Notwendigkeit für eine demokratische Struktur besteht nicht, außer für die Schaufenstergestaltung. Wie lange sich unsere Herrscher noch die Mühe machen werden, die Formen der Demokratie zu wahren, während sie sie eines jeden wahren Inhalts berauben, ist ein Thema für eine ernsthafte Debatte.“ Mit diesem Buch soll diese Debatte angestoßen werden.
Zwei Beiträge von Tariq Ali aus seinem Buch „The Extreme Centre“ bilden den Rahmen des Bandes. Davon ausgehend haben vier bekannte Kritiker der gegenwärtigen Herrschafts- und Wirtschaftsordnung ihre Texte verfasst. Heiner Flassbeck ortet auf der europäischen Ebene die deutschen Staatenlenker als „extreme Mitte“ in Europa und ihr Beharren auf der Austeritätspolitik als Spiel mit fatalen Folgen. Rainer Mausfeld zeigt, wie der Aufstieg der Elitenherrschaft und der Abbau von Demokratie möglich ist, indem diese von einer gewaltigen Propagandaindustrie und einer systematischen Beeinflussung des gesellschaftlichen Bewusstseins flankiert werden. Wolfgang Streeck erläutert die Verdrängung der Kosten der sogenannten Globalisierung durch die „extreme Mitte“ und ihre katastrophalen Folgen am Beispiel der Maßnahmen zur Corona-Epidemie. Und Peter Wahl geht dem „Fetisch Europa“ auf den Grund und stellt fest, dass eine radikale Reform der EU unausweichlich wäre, um der Herrschaft der „extremen Mitte“ etwas entgegenzusetzen.
Die Autoren
Tariq Ali, geboren 1943 in Lahore, ist Schriftsteller, Filmemacher und einer der bekanntesten Intellektuellen Großbritanniens.
Heiner Flassbeck, geboren 1950 in Birkenfeld, ist Wirtschaftswissenschaftler.
Rainer Mausfeld, geboren 1949 in Iserlohn, hatte bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung an der Universität Kiel inne.
Wolfgang Streeck, geboren 1946 in Lengerich, war Professor für Soziologie an der Universität von Wisconsin-Madison und Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln.
Peter Wahl, geboren 1948 in Worms, ist Autor und Gründungsmitglied von attac Deutschland.
19,90 € / 15,99 €
Ali, Tariq / Flassbeck, Heiner / Mausfeld, Rainer / Streeck, Wolfgang / Wahl, Peter: Die extreme Mitte.
Wer die westliche Welt beherrscht. Eine Warnung
Promedia 2020. 152 S. 14,8 x 21. brosch.
Der „Extremismus der Mitte“ ist als Interpretationsfigur weit über die historische Faschismusforschung hinaus brandaktuell geworden. In den entsprechenden Studien wird das rechtsextreme Feld nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Gesellschaft verortet. Das blieb theoretisch nicht unwidersprochen, lieferte dem Phänomen wutbürgerlicher Enthemmung jedoch ein begriffliches Besteck. Lässt sich diese Mitte soziologisch noch umreißen, verhält es sich mit der politischen Mitte, in die so ziemlich alle Parteien streben, schwieriger. Mitte ist ein von den „Extremen“ bedrohter Ort. Wenn aber alle dorthin drängen, wird diese Mitte bedeutungsleer. In ihrer Verkleidung als liberale Demokratie maßt sie sich eine Dignität an, die im Zeitalter des Neoliberalismus, so der Schriftsteller, Filmemacher und Aktivist Tariq Ali in einem aktuellen Aufsatzband zum Thema, nur noch Fassade ist. (…) Der Corona-Schock ist auch spürbar in Wolfgang Streecks profunder Analyse des „gescheiterten Konsolidierungsstaats“. Bevor das Virus seinen Siegeszug antrat, war der Staat noch gehalten, die Verluste der Globalisierungsverlierer auszugleichen. Da die „Weltrisiken“ (Beck) nicht mehr zu versichern sind und kein Verursacher dafür habhaft zu machen ist, gibt es auch „kein Konto“, so Streeck, von dem die Vorsorge- und Folgekosten der Hyperglobalisierung zu begleichen wären.
Ulrike Baureithel, Tagesspiegel, 05.01.2021
Rainer Mausfeld zerlegt den heute als Pleonasmus gewöhnten Begriff „liberale Demokratie“ in seine grundlegende Widersprüchlichkeit. Sehr klar und verständlich erklärt er, wie der Weg vom Liberalismus, Basis der Geldelite, zur repräsentatíven Demokratie in einem „Unterwerfungsvertrag“ endete, der Wähler an die gewählte Oligarchie ausliefert und Demokratie zum rhetorischen Surrogat degradiert. Die Wähler übertragen damit freiwillig ihre Bedürfnisse den Mächtigen, aus deren Sicht ein optimaler Deal. An den Managern transnationaler Großunternehmen wird deutlich, wie sie sich inzwischen über jegliche demokratische Regeln hinwegsetzen können. Die Souveränität der Globalplayer schiebt demokratische Wahlen inzwischen in den Unterhaltungsbereich und liefert Demokratie als „vergesellschaftlichte Macht“ der Zersetzung aus.
www.schabel-kultur-blog.de, 13.01.2021
Der mit zwei Beiträgen vertretene Tariq Ali, einer der bekanntesten linken Intellektuellen Großbritanniens, sieht im Fall der Mauer 1989 die Geburtsstunde der extremen Mitte. Die bis dahin vertretene kommunistische Idee ging ebenso zu Boden wie die westeuropäische Sozialdemokratie. Die Sowjetunion brach auseinander und die fast überall regierenden oder mitregierenden Sozialdemokraten hatten keine Lösungen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Mehrheit der Menschen. “Der von seinem Sieg berauschte Kapitalismus, der von keiner Seite infrage gestellt wurde, hatte es nicht mehr nötig, seine linke Flanke zu schützen, indem er irgendwelche Reformen zugelassen hätte. Nicht einmal eine geringfügige Umverteilung des Reichtums zur Verringerung der Ungleichheiten stand noch auf der Tagesordnung. Unter diesen Umständen wurde die Sozialdemokratie überflüssig. Alles, was sie ihren traditionellen Unterstützern noch zu bieten hatte, war Angst oder eine leere ideologische Formel, deren Hauptfunktion es war, die Armut an jeglichen fortschrittlichen Ideen zu bemänteln: »dritter Weg«, »konfliktfreie Politik jenseits von links und rechts«”.(S. 10)
https://www.nachdenken-in-bremen.de/extrememitte.htm
Helmuth Weiss, nachdenken-in-bremen.de, 15.04.2021
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