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ISBN: 978-3-85371-437-9. Kategorie: Kultur und Gesellschaft.Kaiser, Susanne: Die neuen Muslime.
Warum junge Menschen zum Islam konvertieren
Promedia 2018. 192 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-437-9.
E-Book: € 15,99. ISBN: 978-3-85371-863-6.
Ein Stück Stoff kann alles ändern. Das hat Ele am eigenen Leib erfahren. Ein Kopftuch hat das Leben der jungen Frau verändert. Nichts ist mehr wie vorher: Sie ist ihren Job los, hat sich von ihrem Mann und ihrem alten Freundeskreis getrennt. Als alleinerziehende Mutter lebt sie mit ihren Kindern von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld. Für den Islam hat sie vieles aufgegeben. Dennoch sagt sie, dass sie noch nie so glücklich war.
Heute ist Ele streng religiös, ordnet ihr Leben festen Geboten unter und richtet ihren Alltag an der Glaubenspraxis aus. Sie betet fünf Mal am Tag. Manchmal auch in einer Umkleidekabine bei C&A, wenn es nicht anders geht. Für jede Frage, sei sie auch noch so banal, konsultiert sie Ratgeberliteratur, weil sie nichts falsch machen will. Sie verzichtet auf bestimmte Lebensmittel und studiert dafür jedes Etikett ganz genau. Kontakt zu Männern versucht sie zu vermeiden, denn das ziemt sich für ihre neue Lebensweise nicht. Sie kleidet sich so, dass nur Hände und Gesicht zu sehen sind.
Warum tut sie sich das an? Was bewegt in Deutschland lebende Menschen wie Ele dazu, zum Islam zu konvertieren? Warum schließen sich manche freiwillig sogar einer besonders strengen Form wie dem Salafismus an?
Die Journalistin Susanne Kaiser hat Geschichten von Menschen wie Ele eingefangen und stellt Fragen, die weitgehend tabuisiert sind. Wer sind die jungen, zum Islam konvertierten Frauen und Männer? Was bewegt sie zu einem für Außenstehende unverständlichen und unpraktischen Lebensentwurf? Ihre Motive sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. In jeder Lebensgeschichte finden sich Brüche, Beweggründe und Erfahrungen, die eine solche Entscheidung erklären können. Eines jedoch haben die Konvertierten gemeinsam: Sie alle haben ihr Leben radikal geändert. Im Gegensatz zu dem, was in den Medien als „radikalisierte Muslime“ verhandelt wird, ist ihr neues Leben von einer weniger spektakulären Radikalität ergriffen. Sie sind nicht gewaltbereit, sie wollen keinen Gottesstaat errichten und auch nicht der „Mehrheitsgesellschaft“ schaden. Im Gegenteil: Die Hinwendung zum Islam soll ihnen helfen, ihr Leben in den Griff zu bekommen und etwas aus sich zu machen. Sie sehen sich als festen Teil der Gesellschaft und möchten mit ihren Ideen dazu beitragen, diese zum Besseren zu wenden. In diesem Buch kommen sie zu Wort und werden gehört.
Die Autorin
Susanne Kaiser, geboren 1980 in Berlin, hat Romanistik studiert und zu Nordafrika promoviert. Recherche- und Sprachaufenthalte führten sie in viele Länder der arabischen Welt. Seit 2014 arbeitet sie als Journalistin und schreibt über den Nahen Osten und Nordafrika sowie über den Islam in Europa, unter anderem für Die Zeit, IP, verschiedene überregionale Tageszeitungen und das Fachmagazin zenith. Außerdem berät sie Abgeordnete des Bundestags zur Politik, Wirtschaft und Gesellschaft arabischer Staaten und zum Islam.
19,90 € / 15,99 €
Kaiser, Susanne: Die neuen Muslime.
Warum junge Menschen zum Islam konvertieren
Promedia 2018. 192 S. 14,8 x 21. brosch.
„Die neuen Muslime“ can become a vital contribution as the debate on faith, gender equality and fundamentalism continues to escalate.
Thomas Hochwarter, Austrian Culture Channel, 20.07.2020
Das Buch hat noch eine andere Sicht, in der es um Kritik an der westlichen Islam-Debatte geht.
Valentin Raskatov, Sputnik Deutschland, 01.09.2018
Ein Thema wie „Junge Deutsche konvertieren zum Islam“ ist nicht unbedingt als „Renner“ am Buchmarkt anzusehen. Insofern leistet der Promedia Verlag mit dem Buch der Berliner Journalistin Susanne Kaiser (Jahrgang 1980) zweiffellos Pionierarbeit. (…) Man wundert sich: der Promedia Verlag galt ja bisher eher als links. Aber vielleicht war es die mit der sektenmäßigen Abschließung der neuen Muslime einhergehende Ablehnung der Konsumideologie, die hier Respekt erweckte. Alice Schwarzer-Fans wird dieses Buch aber nicht besonders begeistern.
Robert Schediwy, Bücherschau, Juni 2018
Spannend sind die Passagen, in denen Kaiser die „Selbsterziehung zur Frömmingkeit“ beschreibt, die gerade Neumuslime betreiben, um den Islam zum Zentrum ihres Lebens zu machen – durch die täglichen Gebete, durch Speise- und Kleidungsvorschriften. Es ist eine ironische Volte, dass diese glaubenspraktische Selbstdisziplinierung letztlich wieder in eine neoliberale Philosophie der Selbstoptimierung mündet: „Sie wollen sich ständig weiter optimieren, sei es auch in der frommen Lebensführung und nicht als Arbeitskraft“, so Kaiser. Vorschnelle Urteile über Konvertiten verbieten sich. (…) Es sei tragisch, so Kaiser, dass gerade Konvertiten mit ihrer großen Offenheit für mehrere Kulturen oft von beiden Seiten ausgeschlossen würden.
Christian Meier, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2018
Ele, Ben, Mareike und Farid sind junge muslimische Konvertiten in Deutschland. Ihre Motive sind unterschiedlich und überaus kompliziert: schwierige Kindheit, sozialer Druck, das Gefühl des Scheiterns und der Richtungslosigkeit, die Liebe, ein Zufall, ein Erweckungserlebnis. Ihre Geschichten werden aus der Perspektive der Konvertiten nacherzählt, das Hereinwachsen in den Glauben, das Antrainieren von Schamgefühl, das Praktizieren des Glaubens, bis er sich ganz selbstverständlich anfühlt, die beruhigende Gewissheit, nichts mehr hinterfragen zu müssen, weil alles Verhalten eindeutig als falsch oder richtig einzuordnen ist. Eine neue Sicherheit und Ruhe, die auch Anfeindungen standhält.
Daniela Neuenfeld-Zvolsky, ekz-Bibliotheksdienst, Mai 2018
Die Kapitel des Buches lassen sich grob in drei Bestandteile ordnen: Vom Weg der Suchenden zum Islam, über Bewältigungsstrategien in einer neoliberalen Welt und dem Lebensalltag von Konvertiten in Deutschland, bis hin zum heutzutage scheinbar unerlässlichen Ausführungen zum Thema Extremismus und Salafismus. Dabei werden theoretische Erörterungen eng durchwoben mit biografischen Skizzen von vier Konvertiten, die für Auflockerung des Geschriebenen sorgen und unterschiedliche Denkrichtungen im Islam repräsentieren. (…) Kaiser gelingt es so, den Leser bei der Stange zu halten und für eine kurzweilige Lektüre zu sorgen.
http://www.ahlu-sunnah.com/blog/?p=3900
http://www.ahlu-sunnah.com, 28.04.2018
„Doch ein Stück Stoff kann alles ändern…“, beginnt die Autorin ihr erstes Kapitel. Es trägt den Titel „Gescheiterte und Beleidigte“. Ein Stück Stoff – das war ein Kopftuch hierzulande für Trümmerfrauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Schutt und Asche beseitigten. Es schützte Bäuerinnen bei der Arbeit auf dem Feld vor starker Sonne. Oder es war in den 1950iger Jahren einfach chic. Und heute? Wenn junge Frauen Kopftücher anlegen, damit es die Haartracht verdecke oder gar einen Teil des Gesichts, dann geht es um mehr als nur ein Stück Stoff. Diese Tücher haben eine tiefere Bedeutung. Die Trägerinnen sind sich dessen bewusst, denn sie tragen sie als Symbol der Zugehörigkeit zum Islam. Das weckt vielfach Unverständnis und möglicherweise Argwohn. Im Umfeld denken manche an Radikalisierung, ohne Genaues zu wissen. Die Autorin Susanne Kaiser, Journalistin und Beraterin von Bundestagsabgeordneten, meint über die Porträtierten: „Es ist in jedem Fall eine radikale Entscheidung.“
Sabine Meißner, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern, 24.04.2018
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