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ISBN: 978-3-85371-459-1. Kategorie: Osteuropa.Schachinger, Marlen: Kosovarische Korrekturen
Promedia 2019. 160 S. 12 x 20. geb.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-459-1.
E-Book: € 15,99. ISBN: 978-3-85371-875-9.
In diesem Video liest die Autorin Marlen Schachinger Passagen aus ihrem Buch vor.
Die österreichische Schriftstellerin Marlen Schachinger verbrachte 2018 mehrere Wochen als „Writer in Residence“ im Kosovo. Dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und rund zehn Jahre nach der Staatsgründung des Kosovo fragt sie vor Ort nach: Was verhakte sich in den Köpfen, wie viel Trennendes, wie viele Reminiszenzen an einen Krieg? Was blieb von der Euphorie einer Staatsgründung? Und sie befragt sich auch selbst: Was nimmt jemand wahr, der erstmals diesem Land begegnet?
Die Neugier bedingt, dass alles in sich aufgesogen wird. Unabdingbar nötig scheint alsbald eine innere Distanzierung, um im Bestreben, detailliert wahrzunehmen, nicht überschwemmt zu werden. Alle Ereignisse, mögen sie amüsant, erhellend oder deprimierend sein, alle Kontakte vor Ort, alle Gespräche und Begegnungen werden unweigerlich vor der Folie dessen gelesen, was jemand mitbringt: In diesem Fall ein Ich mit einer 48-jährigen Lebensgeschichte, aufgewachsen in einer anderen Region – und geprägt von einer mitteleuropäischen Kultur.
Damit stellt sich die Frage nach Wahrheit. Kann von einem Land jemals authentisch erzählt werden? Welche Spuren hinterlassen Ortswechsel in unserem Leben – raus aus dem komfortablen Bekannten, rein in eine gänzlich neue Umgebung, von der wir nichts wissen außer Erinnerungsfetzen aus vergangener Tagespresse?
Was bedeutet all das im Hinblick auf eine kosovarische Staatlichkeit, die für zahlreiche Staaten bis heute nicht existiert? Was bleibt davon nach einem Jahrzehnt der Kämpfe um die Zukunft? Und wie konnte es geschehen, dass die Klimax dieses Erbes aus Krieg, Euphorie, Korruption und Skandalen nun die Aussage ist, es gebe keine Hoffnung im Land, lieber verlasse man es, besser heute als morgen?
Marlen Schachingers literarischer Reisebericht öffnet den Blick auf einen Kosovo fernab (geo)politischer Diskussionen um einen gescheiterten Staat, Mafia-Ökonomie und Emigration. Und doch wieder nicht: Denn ihr literarischer Versuch über die Wahrheit spiegelt besagte Zustände.
Die Autorin
Marlen Schachinger, geboren 1970 in Oberösterreich, lebt und arbeitet als Literatin in Niederösterreich und Wien; zahlreiche Literaturpreise. 2016 Würdigungspreis des Landes Niederösterreich sowie das Jubiläumsstipendium der Literar-Mechana. Schachinger publiziert Prosa, Lyrik und Essays in österreichischen wie internationalen Literaturzeitschriften. Künstlerische Leitung des Instituts für Narrative Kunst Niederösterreich, Dozentin ebenda sowie an der Universität Wien/Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft.
19,90 € / 15,99 €
Schachinger, Marlen: Kosovarische Korrekturen
Promedia 2019. 160 S. 12 x 20. geb.
Entstanden ist ein lebendiges und faktenreiches Portrait diese noch sehr jungen Landes. Und eine Lektüre, die die satte Arroganz von uns „anderen“ Europäern vielleicht ein klein wenig ins Wanken bringen mag.
Kunststoff, 30.12.2019
„Kosovarische Korrekturen“ vermittelt allemal einen Eindruck des heutigen Kosovo und seiner Gesellschaft. Dennoch bleibt die gattungsmäßige Zuordnung des Textes unklar: für einen literarischen Essay ist er mit (sehr aktuellen) Fakten und statistischen Angaben überfüllt und schlicht zu selten poetisch; für eine rein wissenschaftliche Analyse enthält er ein paar unnötige Privatismen. Zudem bleibt der Text sehr in der Gegenwart verhaftet: Ein Überblick über die Geschichte der Region, zumindest ab der osmanischen Zeit, wäre hilfreich gewesen, um die komplizierte und gewaltvolle Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu verstehen.
http://www.literaturhaus.at/index.php?id=12647
Jelena Dabic, Buch Magazin online, 01.12.2019
Die Frage bleibt offen, wie man in solch einer Welt, die „Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt“ zur Maxime erhoben hat, weiterleben kann. Es gibt keine Wahrheit, keine, die objektiv wäre und die Wirklichkeit umfassen würde. Sie hört, das kolportierte Image des Kosovo bedürfe „einer Korrektur“. Und doch, da gibt es tatsächlich Menschen, die an diesen „Korrekturen“ arbeiten, einige davon hat die Autorin kennengelernt.
Monika Jarosch, aep Informationen, Dezember 2019
Es ist eine literarische Reise in ein Land, das durch Leid und Zerstörung gegangen ist; das sich 2008 als quasi jüngster Staat Europas für unabhängig erklärt hat – und noch immer auf der Suche nach sich selbst scheint. Die österreichische Schriftstellerin Marlen Schachinger hat sich in den Kosovo aufgemacht, um nachzuforschen, was von der Aufbruchstimmung von damals geblieben ist – und wie tief die Wunden des Krieges der 1990er-Jahre noch immer sind.
Wieland Schneider, Die Presse, 09.11.2019
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