Seinen Referenzgrößen Marx, Nietzsche und Wittgenstein, widmet Eagleton je ein eigenes Kapitel. So umgreift er gleichzeitig die unterschiedenen Sphären von Politik, Sinnlichkeit und lichter Vernunft. Der Autor durchmustert die gesammelte Philosophiegeschichte und buchstabiert sie durch von Epikur zu Freud, von Newton zu Foucault, von Aristoteles zu Zizek. Seine Sprünge von diesem und jenem zu Folgendem sind waghalsig – und gelingen immer! Die größten Kunststücke aber vollbringt der Literaturwissenschaftlicher und ehemalige Klosterschüler Terry Eagleton, wenn er nicht auf die üblichen Verdächtigen zurückgreift, sondern auf Romanciers und Kirchenlehrer: die Heiligen Augustinus und Thomas von Aquin vor allen anderen.

Das allein hätte nicht hingereicht, die Britische „Catholic books review“ die Studie des ganz offensichtlich freudig den Sinnen zugetanen Marxisten Terry Eagleton zu bejubeln als meisterlich geschrieben, unglaublich unterhaltsam und gelehrt. Das ist sie. Da Eagleton aber vollkommen unorthodox, weder ein frommer Katholik noch ein solcher Marxist ist, war es wohl auch seine Haltung, die begeisterte. Sie allerdings ist fromm: weltfromm. Und von der Hoffnung beflügelt, der Mensch möge nicht auf Dauer unterhalb seiner Möglichkeiten bleiben. Unterhalb seines Wissens, seiner Moral und seiner Verspieltheit!

Brigitta Lindemann, WDR, 03.05.2018

Eagleton sucht andere, durchaus überraschende Verbündete für seine These, es sei die Antiphilosophie, die unser Gerede von der Geist-Leib-Problematik zum Verschwinden bringt. Er landet bei Marx, um die welterschaffende Tätigkeit des Menschen – die Arbeit – als das zu klassifizieren, was sie ist: materielles Handeln. Zu ihm ist der Mensch verdammt. Es liegt allen anderen, eher kulturellen Vorstellungen zugrunde, denn selbst die Gegenstände der einfachsten (sinnlichen) Gewissheit „sind nur durch die gesellschaftliche Entwicklung, die Industrie und den kommerziellen Verkehr gegeben“ (Marx). Verblüffender sind die beiden anderen Kronzeugen, die Eagleton gegen die Übermacht heutiger Kulturalisten und Zeichenfetischisten aufbietet. Der Theoretiker sucht Zuflucht bei Ludwig Wittgenstein und Friedrich Nietzsche. Das ist etwa so kurios, als wollte man Veganer augenzwinkernd zum Verzehr blutiger Koteletts überreden. Glänzende Beweisführung Eagleton gelingt die Beweisführung glänzend. Das Lebendige, Kreatürliche bildet ein Substrat dessen, was uns zur Auffassung und Veränderung der uns umgebenden Welt in besonderer Weise befähigt – und nicht etwa behindert.

https://derstandard.at/2000080942335/Terry-Eagletons-Materialismus-Zeichenfetischisten-aufgepasst

Ronald Pohl, Standard, 05.06.2018

Mit den Materialisten und „Antiphilosophen“ Marx, Nietzsche und Wittgenstein als Hauptzeugen für die politische Vielfalt des Materialismus bietet er keine stringente Begriffsgeschichte, aber Zugang zu einem Bergwerk mit golden glitzernden Stollen, einem Steinbruch von Zitaten, strotzend vor sarkastischen Seitenhieben und saloppen Vergleichen – und damit genügend Material, um selbst weiterzudenken.

Kirstin Breitenfellner, Falter, 28.03.2018

Dass sich Eagleton dem philosophischen Dauerbrenner, dem Leib-Seele-Problem, ausgerechnet jetzt, 2018, widmet, wo der Körper doch förmlich überwunden scheint, (…) ist kein Zufall. So wie der postulierte Tod des Autors denselben nicht zum Verschwinden brachte, sondern lebendiger denn je (…) erscheinen ließ, so ist der von neoliberalen Selbstoptimierungsfantasien gequälte Körper am Ende doch mit Händen greifbare Realität.

Marlen Hobrack, Freitag, 19.04.2018

Der Marxist und Literaturwissenschaftler leistet auf 170 Seiten eine historisch-materialistische Körperinterpretation, die der Gesellschaft zu Leibe rückt. (…) Ein inspirierendes Buch über die Möglichkeiten menschlicher Praxis.

David Döll, Philosophie Magazin, 09.05.2018

Terry Eagletons kürzlich ins Deutsche übertragener Essay möchte eine Orientierung für die „Arten von Materialismus“ bieten, die im weiteren Sinne gesellschaftlich oder politisch sind“. Seine Gegner sind postmoderne Auffassungen von der Gesellschaft.

Martin Küpper, Junge Welt, 10.10.2018

Der „Materialismus ist in verschiedenen Geschmackssorten erhältlich“, doch Eagleton geht es um diejenigen, „die im weiteren Sinne gesellschaftlich oder politisch sind“ (11). Der damit angeschlagene „polemische Unterton“ zielt auf die „postmoderne Orthodoxie“, die „die Formen der menschlichen Kreatürlichkeit […] an den Rand gedrängthat“. Es geht um einen Materialismus, der ernst nehmen will, „was an Männern und Frauen am augenfälligsten ist – ihre animalische Natur, ihre praktische Tätigkeit und ihrekörperliche Verfassung“ (44f).

Juha Koivisto, Das Argument 334/2020, Juli 2020

Ob das Christentum die Heiligung des Körpers mit dem Materialismus tatsächlich teilt, ist angesichts der langen Geschichte kirchlicher Frauen- und Sexualunterdrückung sehr fraglich. Das Buch produziert eine Vielzahl von Widersprüchen, die der Autor nicht einzuholen vermag, sondern durch eine ins Schemenhafte fallende Sprache kaschiert. Ironischerweise gelingt es ihm dadurch nicht, was gerade in einer materialistischen Theoriebildung am wichtigsten ist: vom Abstrakten zum Konkreten aufzusteigen.

Lili Helmbold, Arbeit-Bewegung-Geschichte. Zeitschrift für historische Studien, Mai 2020

Wünschen wir dem Buch, dass die Denkprovokationen von Interessenten so aufgenommen werden, das sie die marxistische Weltanschauung auf der Basis des dialektischen und historischen Materialismus, der Politischen Ökonomie und des Wissenschaftlichen Sozialismus, der immer wieder seinen Weg von der Utopie zur Wissenschaft unter neuen Bedingungen zu gehen hat, sich nicht dogmatisch und einseitig aneignen, sondern den weiten Blick des Autors auf mögliche Bündnispartner zur Verteidigung des Materialismus nutzen, um sich ein eigenes Bild zu machen, entsprechend dem Untertitel des Buches: „Die Welt erfassen und verändern“!

http://www.max-stirner-archiv-leipzig.de/dokumente/Hoerz-Eagleton.pdf

Herbert Hörz, Max Stirner Archiv, Februar 2019

Eagleton versucht eine Rehabilitation des oft kritisierten marxistischen Basis-Überbau-Schemas, indem er auf die Unhintergehbarkeit des sozialen und herstellenden Handelns als Basis für die Entwicklung von Kultur hinweist. Auch hier setzt er sich kritisch mit solchen postmodernen Positionen auseinander, die das Geistige von der Lebendigkeit des Körpers lösen wollen.

Aus Heft Nr. 163 IV/2018

Max Fuchs, Kulturpolitische Mitteilungen, Dezember 2018

Insgesamt gelingt es Eagleton, eine materialistische Position zu formulieren, die den Körper als Ausgangspunkt für theoretisches sowie politisches Denken ausweist. Eine Theorie dieser Form kann die Vielschichtigkeit menschlicher Lebensäußerungen integrieren, ohne dabei einem Dualismus zu verfallen.

Pro Zukunft, Juni 2018

Der renommierte englische Literaturprofessor und Vertreter einer marxistischen Literaturtheorie T. Eagleton (…) vergleicht die materialistischen Theorien von Marx, Nietzsche und Wittgenstein zu unterschiedlichen Bereichen wie Sprache, Ethik oder Ästhetik miteinander, setzt sie dem gegenwärtig vorherrschenden Trend der „Cultural Studies“ und der „postmodernen Orthodoxie“ gegenüber und kommt zu dem Ergebnis, dass allein das materialistische Denken angemessene Antworten auf die im Untertitel implizierte Frage geben kann, wie man die Welt erfassen und verändern kann. Im Anhang Anmerkungen und ein Personen- und Sachregister. Eine mit originellen Beispielen und überraschenden Hinweisen operierende und zum Weiterdenken anregende Studie, die entgegen der Vorstellung des Menschen als Konstrukt der Kultur für ein universalistisches Verständnis des Menschen als Kreatur der Natur argumentiert und plädiert.

Dieter Altmeyer, ekz-Bibliotheksdienst, Mai 2018

Dem Verhältnis von Philosophie und Alltagserkenntnis widmet sich der Philosoph und Literaturtheoretiker Terry Eagleton in seinem Diskursbuch „Materialismus“. So geht er der Frage nach wie die ‚Welt zu erfassen und zu verändern‘ ist. Dabei versteht er Philosophie inmitten der Welt, wenn er in einem Kapitel frägt ‚Haben Dachse eine Seele‘ und in einem anderen zum ‚Übermut‘ Stellung bezieht und dazu die beiden Protagonisten Marx und Nietzsche als Materialisten aufzeigt wobei dieser feststellt, dass ‚Leben selbst wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens, Ausbeutung ist‘. Mit Esprit und Humor kommt Eagleton im Schlusskapitel ‚Rauer Boden‘ auf Wittgenstein als Patrizier und die Sensibilität des Künstlers als Paradigma für alle jene zu sprechen, die gegenüber dem gewöhnlichen Leben, einfach aus ihrer Bindung an egoistische Fantasien gerissen werden müssen – ‚und das ist ein sehr seltenes Gleichgewicht‘, so Eagleton. Dem ist zuzustimmen.

Walter Prankl, www.kultur-punkt.ch, 19.03.2018
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