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ISBN: 978-3-85371-507-9. Kategorie: Naher Osten.Strohmeyer, Arn: Falsche Loyalitäten.
Israel, der Holocaust und die deutsche Erinnerungspolitik
Promedia 2022. 180 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-507-9.
E-Book: € 16,99. ISBN: 978-3-85371-903-9.
Die Erinnerung an den mörderischen Antisemitismus der NS-Zeit, der im Holocaust gipfelte, war in Deutschland schon immer problematisch. Nach 1945 wurde von oben das Dogma verordnet, der Massenmord an Jüdinnen und Juden wäre das Werk einer kleinen Clique gewesen. Diese Lüge verhinderte eine Aufarbeitung der deutschen Täterschaft. Ende der 1960er-Jahre schwenkte die offizielle Politik zu einer neuen Haltung um, die die Erinnerung an die Shoah mit einer Unterstützung des Staates Israel verband.
Seither soll Sühne für die deutsche Schuld durch ein besonders enges Verhältnis zum Staat Israel erlangt werden. Über die Tatsache, dass Israel durch ein großes Verbrechen – die Vertreibung der Palästinenser (Nakba) in den Jahren 1947–1949 – zustande kam, sieht man dabei hinweg.
Strohmeyer kritisiert die Übernahme des zionistisch geprägten Gedenkens an den Holocaust, mit der die Verfolgung der PalästinenserInnen indirekt legitimiert wird. Das enge Verhältnis zu Israel führte in Deutschland zur Herausbildung einer regelrechten Israel-Ideologie, die bürokratisch von eigenen Antisemitismus-Beauftragten überwacht wird.
Leitsatz der Israel-Ideologie ist die These von der Einzigartigkeit des Holocaust. Der australische Historiker A. Dirk Moses kritisierte dies in einem Aufsatz als „Katechismus der Deutschen“ und löste damit eine breite Debatte aus. Dazu kommt, dass die Sicherheit Israels zur deutschen „Staatsräson“ erklärt wurde. Diese Politik macht einen offenen Diskurs über die Themen Nahost, Israel, Holocaust und Antisemitismus kaum noch möglich.
Die Erinnerungspolitik hat sich vor allem durch ihre völlige Identifizierung mit dem zionistischen, nationalistisch-zweckgebundenen Gedenken an den Holocaust in eine Sackgasse manövriert. Um sie nicht scheitern zu lassen, muss sie sich davon befreien und neu aufstellen, damit das Holocaust-Gedenken in eine universalistisch verstandene Globalgeschichte eingeordnet werden kann.
Der Autor
Arn Strohmeyer, geboren 1942 in Berlin, hat Philosophie, Soziologie und Slawistik studiert. Neben seiner journalistischen Tätigkeit beschäftigt er sich seit Jahren mit der kritischen Aufarbeitung der NS-Zeit, dem Nahen Osten sowie Griechenland (speziell Kreta). Strohmeyer lebt und arbeitet als Schriftsteller in Bremen. (arnstrohmeyer.de)
19,90 € / 16,99 €
Strohmeyer, Arn: Falsche Loyalitäten.
Israel, der Holocaust und die deutsche Erinnerungspolitik
Promedia 2022. 180 S. 14,8 x 21. brosch.
Im hier vorgelegte Buch setzt sich der Autor zum einen mit der These bzw. dem Streit um die Einzigartigkeit des Holocaust auseinander, zum anderen mit einem „Katechismus“ der Gedenkkultur in Deutschland.
Linkes Blatt für Halle, November 2022
Der Wandel in der Haltung Israels zum Holocaust kam mit dem Eichmann-Prozess 1961. Von da an sei das Gedenken vom Staat politisiert und für dessen Interessen genutzt worden, was der Autor als »Zionisierung des Holocaust« bezeichnet – an sich keine neue Einsicht, aber es ist dennoch nicht verkehrt, sie zu wiederholen, denn oft wird dies bewusst verschwiegen. Anschließend widmet sich der Autor der Frage nach der Einzigartigkeit des Holocaust und zieht dabei Autoren wie Peter Novick, Norman Finkelstein oder Shlomo Sand heran. Er gibt einen Überblick über die deutschen Debatten zur Erinnerungskultur und widmet sich dabei auch dem Unterschied zum Gedenken an den ersten deutschen Genozid im 20. Jahrhundert im heutigen Namibia.
https://www.jungewelt.de/artikel/437756.geschichtspolitik-vom-staat-politisiert.html
Dieter Reinisch, Junge Welt, 31.10.2022
Die Unterdrückung der Palästinenser durch den israelischen Kolonialstaat, die seit Monaten wieder zahlreiche Opfer und Tote fordert, seine anhaltende Unterstützung durch Bundesregierung, EU und ”westliche Welt” und ihre buchstäblich blinde Ergebenheit gegenüber der israelischen Regierungsposition noch vor den zum x-ten Male wiederholten Wahlen in diesem Land zählt mit zu den schlimmsten weltpolitischen Skandalen unserer Zeit. Umso wichtiger sind Positionierungen und Publikationen, die sich dagegenstemmen, die jeweiligen Interessen offenlegen, Verantwortlichkeiten benennen und für einen völkerrechtskonformen und moralisch haltbaren Ausweg plädieren. Das neue Buch von Arn Strohmeyer ist wieder einmal ein hervorragender Beitrag in dieser Auseinandersetzung. Im Rahmen seiner umfangreichen Veröffentlichungen zum Thema Israel, Palästina und der diesbezüglichen Auseinandersetzungen in Deutschland.
https://www.palaestina-portal.eu/
Hermann Dierkes, www.palaestina-portal.eu, 26.10.2022
Der von Arn Strohmeyer anhand der Thesen von A. Dirk Moses diskursiv abgehandelte „Katechismus der Deutschen“ umfaßt mehrere Beobachtungen, die eingehender betrachtet werden; und dies ist auch der Hauptteil des Buches. Dazu gehört die Feststellung, Antisemitismus werde als etwas sehr Deutsches betrachtet. Nun ist Antisemitismus ein eher gesamteuropäisches Phänomen, der in seiner christlichen wie modern-biologischen Fassung immer wieder mörderisch wirkte. Dies geschah schon im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, aber findet sich auch in den Pogromen in Polen und Rußland im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert; oder bei den Banden des ukrainischen Nationalhelden Stepan Bandera. (…)
Zwangsläufig kommt Arn Strohmeyer zu kontrovers bis ablehnend behandelten Positionen wie die, Israel sei einer Siedlerkolonie und ein Apartheidstaat. Die Aussage, Israel sei eine Siedlerkolonie (oder aus einer solchen entstanden) oder gar ein Apartheidstaat, trifft das Establishment der deutsch-israelischen Verbundenheit jedoch an einer verwundbaren Stelle. Denn das erstere ist historisch richtig hergeleitet und das zweite eine Frage der Betrachtungsweise. Ich ziehe es vor, die südafrikanische Apartheid, den israelischen Umgang mit Arabern und Palästinenserinnen und die bis heute (informell) anhaltende Segregation in den USA als drei Nuancen derselben rassistischen Politik zu betrachten. Wer glaubt, Israel sei keine rassistische Gesellschaft, braucht nur zu einem Fußballspiel von Beitar Jerusalem zu gehen, wenn die als arabisch konnotierte Mannschaft von Bnei Sachnin zu Gast ist; und das ist nur ein Beispiel populärer „Folklore“ unter vielen, die bis in höchste Regierungskreise reicht.
https://www.walterkuhl.de/rezensionen/201_strohmeyer_falsche_loyalitaeten.htm
Walter Kuhl, www.walterkuhl.de, 10.10.2022
Der Titel beschreibt das Problem. Wie kann man loyal mit einem Staat sein, der weder davor zurückschreckt, Land und ein Volk seit mehr als 74 Jahren zu besetzen und ethnisch zu reinigen, sowie Kinder zu ermorden? Die deutsche Erinnerungskultur ist so scheinheilig wie die gesamte deutsche Politik. Jede Erinnerung, die nicht auch Palästina und Israel und dessen Gründung und die Nakba, sowie die Verbindung zum Holocaust einschließt ist unvollständig. Arn Stromeyer bietet mit seinem Buch einen weiteren Diskussionspunkt zu diesem Thema.
Evelyn Hecht-Galinski, sicht-vom-blauen.de, 10.01.2022
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