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ISBN: 978-3-85371-504-8. Kategorie: Edition Linke Klassiker.Hofmann, Christian / Broistedt, Philip (Hg.): Planwirtschaft.
Staatssozialismus, Arbeitszeitrechnung, Ökologie
Promedia 2022. 176 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 14,90. ISBN: 978-3-85371-504-8.
E-Book: € 10,99. ISBN: 978-3-85371-900-8.
Mit Beiträgen von: Autorenkollektiv sowjetischer Ökonomen, Rudolf Bahro, Helene Bauer, Nikolaj Bucharin, Paul Cockshott, Allin Cottrell, Pat Devine, Friedrich Engels, Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland), Wolfgang Harich, Rudolf Hilferding, Wladimir Iljitsch Lenin, Karl Marx, Otto Neurath, Alexander Schljapnikow, Leo Trotzki.
Ende des 20. Jahrhunderts schien es ausgemacht: Der kapitalistische Markt hatte über die Planwirtschaft gesiegt. Versuche, mittels rationaler Planung die kapitalistischen Länder „einzuholen und zu überholen“, waren bereits zwei Jahrzehnte zuvor gescheitert. Planwirtschaftliche Modelle schienen für immer abgeschrieben, hatten sie sich doch in der Praxis als ökonomisch undurchführbar und politisch repressiv erwiesen.
Allerdings ist eine Beschäftigung mit der Idee einer geplanten sozialistischen Wirtschaft und ihren theoretischen Grundlagen heute aktueller denn je. Denn das Hohelied des freien Marktes verhallt nun schneller, als von den Nutznießern des Kapitalismus befürchtet. Die Wirtschaftskrise 2008, erzwungene Migrations- und Fluchtbewegungen, zunehmende soziale Verwerfungen und nicht zuletzt die ökologische Katastrophe und ihre dramatischen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben zu einer Krise in Permanenz geführt, der mit marktwirtschaftlichen Methoden offensichtlich nicht beizukommen ist. Ob bei den CO2-Budgets, der Impfstoffproduktion oder der Bereitstellung von Atemwegsmasken: Immer öfter war zuletzt, nicht nur im angelsächsischen Raum, von Sozialismus, Planwirtschaft oder zumindest planning die Rede.
Für die Herausgeber Philip Broistedt und Christian Hofmann ist Planwirtschaft weder ein selbsterklärender noch ein originär linker Begriff. In ihrer Textsammlung dokumentieren sie zentrale Debatten darüber, wie eine geplante Wirtschaft an die Stelle der anarchischen Produktion auf Basis des Marktes treten könnte. Auch wenn Marx und Engels keine Theorie einer Planwirtschaft verfassten, so ist doch die Marxsche Kapitalismusanalyse, die auf die Aufhebung der Wertform der Produkte hinausläuft, der Ausgangspunkt für die Linke um eine planmäßig bewusste, gesellschaftliche Produktion. Im ersten Kapitel des Buches geht es deshalb um die Arbeitszeitrechnung als Dreh- und Angelpunkt für einen gesellschaftlichen Produktionsplan der assoziierten ProduzentInnen, die Marx im Kapital als „Verein freier Menschen“ titulierte.
Die Kapitel zwei und drei beinhalten Texte, die zentral für die gescheiterten Planwirtschaftsmodelle des 20. Jahrhunderts stehen. Die KommunistInnen in Russland und später auch in China besaßen in der ersten Phase ihrer revolutionären Umwälzung die Hoffnung, mit kriegswirtschaftlicher Naturalplanung im Sturmlauf zum Kommunismus zu gelangen. Geprägt und inspiriert durch die Kriegswirtschaft sollte alles administrativ geregelt werden: die Arbeit durch revolutionäre Arbeitsdisziplin, wenn nicht Arbeitsarmeen, die Planung und Bezahlung in Naturalien. Im dritten Kapitel geht es um die „planmäßige Anwendung des Wertgesetzes“, das nach dem schnellen Scheitern der Naturalwirtschaft zentral für den Staatssozialismus wurde. Ein starker, autoritärer Staat sollte das Wertgesetz ausnutzen, um zunächst die Grundlagen für eine kommunistische Produktion zu legen. Eine Kostenrechnung, d. h. eine Ökonomie mit „Ware-Geld-Beziehungen“, war letztlich trotz Wirtschaftsplanung als unverzichtbarer Bestandteil des Staatssozialismus allgemein anerkannt.
Im abschließenden Kapitel finden sich neuere Diskussionsbeiträge, die vom Scheitern der starren Planwirtschaftsversuche im 20. Jahrhundert ausgehen. Dabei steht einmal mehr die zentrale Frage im Raum, warum der Staatssozialismus keine bessere ökologische Bilanz hatte als sein konkurrierendes Pendant; zum zweiten geht es um das eklatante Demokratiedefizit bisheriger Planungsmodelle und um die Frage, welche Vorteile die neuen, digitalen Produktivkräfte für künftiges gesellschaftliches Planen bieten würden.
Die Herausgeber
Philip Broistedt, geboren 1979, lebt in Berlin und arbeitet als Programmierer. Er beschäftigt sich seit langem mit marxistischer Kapitalismuskritik und kommunistischer Arbeitszeitrechnung. Zusammen mit Christian Hofmann veröffentlichte er 2020 das Buch „Goodbye Kapital“. Er engagiert sich in verschiedensten linken Zusammenhängen und war zuletzt vor allem bei der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ aktiv.
Christian Hofmann, geboren 1980, lebt in Leipzig und arbeitet als Koordinator im Bildungsbereich. Er publiziert in verschiedenen linken Zeitschriften und auf assoziation.info, oft zusammen mit Philip Broistedt. Er engagiert sich in der ökosozialistischen Strategiedebatte und Vernetzungsarbeit und an der Schnittstelle von Gewerkschaften und Ökologiebewegung.
14,90 € / 10,99 €
Hofmann, Christian / Broistedt, Philip (Hg.): Planwirtschaft.
Staatssozialismus, Arbeitszeitrechnung, Ökologie
Promedia 2022. 176 S. 14,8 x 21. brosch.
Was wir Broistedt/Hofmann und ihrer themenbezogenen Textauswahl wiederum zugutehalten ist, dass dadurch die GIK den Platz findet, den sie verdient, nämlich bei Marx und Engels und unter dem Banner der »Assoziation der freien ProduzentInnen«. Ebenso, dass Marx so endlich im Team Arbeitszeitrechnung unterkommt – (ein für Traditionsmarxisten und Neue-Marx-Lektoren wahrlich Unerhörtes). (…) Wofür Broistedt/Hofmann des weiteren großer Lob gebührt: Helene Bauers »Geld, Sozialismus und Otto Neurath« von 1923 gefunden und neben den klassischen Arbeitszeitrechnereien von Engels, Marx und der Gruppe Internationale KOmmunisten (Holland) abgedruckt zu haben!
https://arbeitszeit.noblogs.org/post/2022/10/31/doppelrezension-planwirtschaft-und-goodbye-kapital/
arbeitszeit.noblogs.org, 31.10.2022
Philip Broistedt und Christian Hofmann haben für die Reihe »Edition linke Klassiker« den Reader »Planwirtschaft. Staatssozialismus, Arbeitszeitrechnung, Ökologie« (Promedia 2022) eingeleitet und zusammengestellt. Sie teilen verschiedenen Ansätze wie folgt ein: Marx, Engels, die österreichische Sozialistin Helene Bauer sowie die »Gruppe Inter- nationaler Kommunisten (Holland)« hätten sich eine gesellschaftliche Planung der »Assoziation der freien Produzenten« und die Einführung einer Arbeitszeitrechnung vorgestellt. Nach der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln würde Arbeit unmittelbar gesellschaftlich werden und die Arbeitszeit als grundlegende Rechengröße für die Produktion gelten.
Felix Wemheuer, OXI, 10.10.2022
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