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ISBN: 978-3-85371-465-2. Kategorie: Politik und Ökonomie.Eagleton, Terry: Opfer.
Selbsthingabe und Befreiung
Promedia 2020. 176 S. 14,8 x 21. brosch.
Print: € 19,90. ISBN: 978-3-85371-465-2.
E-Book: € 16,99. ISBN: 978-3-85371-880-3.
Aus dem Englischen von Stefan Kraft
„Die gängige liberale Meinung hält Selbstverwirklichung und Selbstenteignung im Wesentlichen für unvereinbar. Eine radikalere Sichtweise tut das nicht. Man muss schon, wie so viele Liberale, mit der Menschheit äußerst nachsichtig verfahren, um davon auszugehen, dass sich das Selbst entfalten kann, ohne grundlegende Zerschlagung und Umgestaltung, deren traditionelles Zeichen das Opfer ist.“
Der bekannte englische Philosoph Terry Eagleton untersucht in seinem neuen Buch den Gedanken und das Ereignis des Opfers, das für ihn Grundlage der modernen wie auch traditioneller Gesellschaftsordnungen darstellt. Während der gegenwärtige Zeitgeist das Opfer als barbarisch und rückständig betrachtet (oder es nur als individualistisches Mittel der Selbstoptimierung kennt), ist es für Eagleton von zentraler Bedeutung für Geschichte und Emanzipation der Menschheit.
Der Autor verfolgt den Diskurs über Sinn und Praxis des Opfers vom Alten Testament über das antike Griechenland bis zum ultimativen Opfer der Kreuzigung von Jesus Christus, das in seiner Analyse als Signal eines Bündnisses von Gottes Sohn mit den „Verdammten der Erde“ präsentiert wird.
Eagleton setzt sich mit einer Vielzahl von bedeutenden Stimmen auseinander – von Freud über Lacan, Derrida, Heidegger und Nietzsche bis zu Žižek, Marx und J.K. Rowling. In Betrachtungen und Meditationen über Tod und Eros, Ironie und (postmoderne) Beliebigkeit erforscht er die Bedeutung des Opfers und versucht, diese radikale Idee mit Politik und Revolution zu verbinden.
Im Kapitel über „Könige und Bettler“ geht Eagleton der Figur des Sündenbocks quer durch die Jahrhunderte nach. Im Kapitalismus identifiziert er dabei das Proletariat als Sündenbock – und mit Karl Marx als revolutionäres Subjekt. „Der Übergang vom Christentum zum Marxismus ist unter anderem ein Übergang von einer Vision der Armen als jene, die die Zukunft ankündigen, zu einem Glauben an sie als dem wichtigsten Mittel zu ihrer Erreichung.“ Eagleton spricht sich dafür aus, dem Leben durch Aufopferung für die Geknechteten wieder einen Sinn zu geben.
Der Autor
Terry Eagleton, geboren 1943 in Salford (England), lehrt englische Literatur an der Universität von Lancaster. Zuvor unterrichtete er unter anderem in Oxford, Manchester, Duke und Yale. Seine marxistisch inspirierte Philosophie und Literaturtheorie legte er in über 40 Büchern nieder, von denen viele auch im deutschsprachigen Raum zu Bestsellern wurden. Zuletzt erschien von ihm bei Promedia: „Materialismus. Die Welt erfassen und verändern“ (2018).
19,90 € / 16,99 €
Eagleton, Terry: Opfer.
Selbsthingabe und Befreiung
Promedia 2020. 176 S. 14,8 x 21. brosch.
Eagleton ist ein Autor, dem immer und zu allem etwas einfällt. Das macht die Lektüre seiner Schriften so erfrischend, selbst wenn man ihm nicht alles abnimmt. Manchmal jedoch ist man als Leser von der Fülle seiner Ideen, Assoziationen und Lesefrüchte überfordert. (…) Wie überzeugend man Eagletons Verbindung eines unorthodoxen Marxismus mit einem katholisch geprägten Christentumsverständnis nun finden mag oder auch nicht – sie wirkt auf jeden Fall anregend.
Johann Hinrich Claussen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2020
Religion ist Opium für das Volk – bekanntlich hat Marx das gesagt. Aber wenn es um die Kreuzigung geht, dann zeigt sich darin gerade auch für einen bekennenden Marxisten das glatte Gegenteil von Ablenkung und Sedierung. Ein solcher nämlich ist der prominente Kulturwissenschaftler Terry Eagleton. Und im Tod Jesu liegt nach ihm gleich doppelt Revolutionäres.
Wolfgang Schütz, Augsburger Allgemeine, 08.04.2020
In unsicheren Zeiten verlässt man sich gern auf Autoren, bei denen man weiß, was man bekommt. Das gilt auch für den marxistischen Literaturtheoretiker Terry Eagleton, der inzwischen über 40 Bücher publiziert hat und sein neues Buch dem Opfer widmet. Er nimmt sich damit eines Themas an, das nicht sonderlich weit oben auf der Liste linker Theoriebildung steht. (…) Völlig unverhofft hat Eagleton ein Buch über das Opfer just in dem Moment geschrieben, in dem permanent die Rede davon ist. Und zwar im Sinne des Quasimärtyrers in Form der unermüdlichen Pflegekräfte und Ärzte, die ihre Gesundheit, ja ihr Leben aufs Spiel setzen, weil sie in nicht adäquater Schutzkleidung arbeiten.https://taz.de/Literaturtheoretiker-Terry-Eagleton/!5676838/
Marlen Hobrack, Die Tageszeitung, 18.04.2020
Im Buch trägt Eagleton einen Haufen bedenkenswerter Beobachtungen und Aussagen verschiedenster Philosophen und aus Literatur, Filmen und religiösen Quellen zusammen und kommt zu erstaunlichen Befunden über die tiefere Bedeutung des Opfers(n)s.
Amira Hafner-Al Jabaji, Bieler Tageblatt, 08.08.2020
Ein lesenswertes und intellektuell anregendes Taschenbuch zur Opfertheorie mit überraschenden Einfällen und vielen klugen Gedanken und Assoziationen.
Dieter Altmeyer, ekz-Bibliotheksdienst, April 2020
Dem marxistischen Wegweiser mag man nicht in allem folgen wollen, seine Provokationen und Neuperspektivierungen sind aber gerade für ein bürgerliche betuliches und verdünntes Christentum und seinen kirchlichen Schwundformen hilfreich.
Roger Mielke, Quatember, 01.06.2022
Ein in der Wolle katholisch gefärbter Marxist denkt darüber nach, was der Opfer-Begriff für das menschliche Leben und – aus seiner Sicht – für die gesellschaftliche Entwicklung bedeutet. Das ist spannend, wenn auch nicht immer einfach zu lesen (…) Doch belohnt die Lektüre durch die Einsicht, dass das urchristliche Ethos auch in fremdem Gewand zu wirken mag.
Urs Buhlmann, Die Tagespost, 11.03.2021
Dem Grundgedanken, dass das Opfer eine notwendige Voraussetzung für eine Weiterentwicklung in ein positiv gedachtes Neues hinein ist, auch im Leben des einzelnen Menschen, geht Eagleton im Rahmen eines durch seine Belesenheit beeindruckenden Rundgangs durch die Geistes-, Philosophie- und Religionsgeschichte von der Antike bis heute nach. Das dürfte für manchen Leser zunächst keine leichte Kost sein, es sei denn, dass er Eagletons Darstellung zum Anlass nimmt, sich in die reiche Literatur, die sorgfältig in Anmerkungen nachgewiesen wird, einzuarbeiten.
http://www.eulenfisch.de/literatur/blog/rezension/terry-eagleton-opfer/
Karl Heinz Lenz, Eulenfisch, März 2021
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