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ISBN: 978-3-85371-397-6 Kategorie: Wissenschaft.Schuberth, Richard: Bevor die Völker wussten, dass sie welche sind.
Ethnizität, Nation, Kultur. Eine (antiessenzialistische) Einführung
Promedia 2015. 220 S. 14,8 x 21. brosch.
€ 22,00. ISBN: 978-3-85371-397-6
Mit „Bevor die Völker wussten, dass sie welche sind“ legt der Romancier, Essayist und Satiriker Richard Schuberth ein brisantes wissenschaftliches Werk vor, das in seinen Grundzügen bereits vor 20 Jahren entstanden ist. Der Autor erörtert Konzepte von Nation, Volk und Ethnizität, ihre begriffsgeschichtlichen Genesen und Metamorphosen ebenso wie ihre praktischen Folgen – und gewährt subtile Einblicke in die Ideologie des Kulturalismus, also der Reduktion von Menschen und ihrem Verhalten auf eine zugeschriebene kollektive Kultur. Dieser prägt nach wie vor Alltagsbewusstsein und politische Diskurse.
Schuberths Text setzt sich mit Positionen auseinander, die sich nach Jahren erbitterter Kontroversen festigten und die Basis für einen antiessenzialistischen, diskurskritischen Zugang legten.
In einem ersten Teil beleuchtet der Autor die Konzepte Stamm, Volk, Nation im Widerstreit von Aufklärung und Romantik; der zweite Teil rekonstruiert die Entwicklung ethnologischer und soziologischer Ethnizitätskonzepte von geschlossenen Stämmen hin zum Konstruktionscharakter von Ethnizität und der Wandelbarkeit ethnischer Identitäten; und in einem dritten Teil holt Schuberth zu einem witzig geschriebenen und polemischen Rundumschlag auf kulturalistisches Denken aus – das auch und vor allem in den sich selbst als fortschrittlich gebenden Kreisen vorherrscht. Auch das Konzept der persönlichen wie der kollektiven Identität kommt nicht ungeschoren davon.
Ein teils wissenschaftlich, teils literarisch geschriebenes Werk, das unsere Vorstellungen von Völkern, Ethnien und ethnischer Kultur gehörig ins Wanken bringen mag und zudem ein beherztes Pamphlet gegen kulturellen Essenzialismus darstellt.
Der Autor
Richard Schuberth, geboren 1968 in Ybbs an der Donau/Niederösterreich, studierte Ethnologie, Philosophie, Psychologie und Geschichte in Wien. Autor von Romanen, satirischen Dramen, Essays, Polemiken, Drehbüchern, Songs und Aphorismen. Zuletzt erschienen von ihm: „Chronik einer fröhlichen Verschwörung“ (2015), „Frontex – Keiner kommt hier lebend rein“ (2014) und „Wie Branka sich nach oben putzte“ (2012).
22,00 €
Schuberth, Richard: Bevor die Völker wussten, dass sie welche sind.
Ethnizität, Nation, Kultur. Eine (antiessenzialistische) Einführung
Promedia 2015. 220 S. 14,8 x 21. brosch.
Durch den teilweise romanhaften, ironischen Schreibstil Schuberths eignet sich das Buch auch hervorragend für alle nicht-fachkundigen Leser_innen als essenzielle antiessenzialistische Einführung in die Thematik.
Manfred Buchegger, Stimme – Zeitschrift der Initiative Minderheiten Nr. 101, 30.12.2016
Die Dekonstruktion, die hier an den Begriffen unternommen wird, ist da noch kein akademischer Kanon, der sich der „Essenzialisierung des Anti-Essenzialismus“ nähert, sondern befeuert von „Empirie“, wie der Autor sagt, von der Erfahrung von Enge, Unterdrückung und Menschenfeindlichkeit, denen jene Begriffe dienen. Diese führt Schuberth durch die drei Teile des Buchs von der Kritik des „völkischen Paradigmas“ über die der „Ethnizität“ zum „Designing von Ethnizität und Kultur“.
Lorenz Glatz, Untergrundblättle, 30.05.2016
Der Österreichische Essayist, Autor, Kabarettist und Romancier Richard Schuberth veröffentlichte jetzt seine brisante, vor 20 Jahren verfasste Diplomarbeit, die sich die Kritik des in den Postcolonial Studies vorherrschenden Begriffs der Ethnizität zur Aufgabe gemacht hatte. Seine These: Der Begriff wurde umso wichtiger, je blasser der Begriff des Proletariats wurde, je weniger Menschen sich mit dieser Klasse identifizieren konnten. Weltweit fand eine Reethnisierung statt, die oft auch religiöse Formen annahm. Schuberth meint nun, dass es sich nicht um kulturelle Verschiebungen handelte, sondern um soziale Neuordnungen in den jeweiligen Gesellschaften, in denen der Sozialstaat zurückgedrängt wird und mehr und mehr ethnische Kriterien über Teilhabe entscheiden – wie es zum Beispiel in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, in den baltischen Ländern oder bei der Diskriminierung von Sinti und Roma weithin zu beobachten ist. Motor der Reethnisierung wäre also ein Kampf um Ressourcen.
Sabine Kebir, Freitag, 07.01.2016
Das Wort Kultur hat heute die Begriffe Volk und Nation abgelöst. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Menschen einer bestimmten Kultur, einem bestimmten Volk oder einer Nation zugeordnet werden? Diesen Fragen geht der Autor Richard Schuberth in seinem neuen Buch nach. Spannend!
AK für Sie, 01.01.2016
Wer mehr über die Konstruktion von Völkern, Nationen und Ethnizitäten wissen will, erfährt es in Richard Schuberths Buch mit dem ironischen Titel „Bevor die Völker wussten, dass sie welche sind“. Trotz des wissenschaftlichen Charakters macht der mitunter witzige Stil des Schriftstellers und Ethnologen das Buch zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen. Und en passant wird eine wortgewaltige Polemik gegen eingebildete Identitätsverortungen und die Reduktion von Menschen auf ihre angeblichen Kulturen mitgeliefert.
ORF, 16.12.2015
Das Buch bringt auch den ‚Nichtfachmann‘ zum Nachdenken, vor allem darüber, dass die Rede von ‚Ethnien und ihren Kulturen‘ oft wenig auf ihre Grundlagen hin bedacht wird. Für die Schularbeit gibt Schuberth übrigens noch einen deutlichen Hinweis ‚Besonders die interkulturelle Pädagogik, früher deutlicher Ausländerpädagogik benannt, der es mitunter auch darum gehen kann, unter dem Vorwand des Lobes kultureller Differenz dafür zu sorgen, dass Kinder Ausländer bleiben, trägt nicht selten zur stereotypischen Festlegung auf kulturelle Klischees bei.‘ Gegenwärtig ist – auch angesichts großer Flüchtlingsströme nach Europa- wieder viel die Rede von ‚Kulturen‘ und ‚Integration‘. Das Buch ist da ganz aktuell ein wichtiger ‚Zwischenruf‘ – nicht nur an Ethnologen.
http://lernarchiv.bildung.hessen.de/globlern/materialgloblern/buchglob/news/news_1449658586.html
www.globern21.de, 09.12.2015
Ein fulminantes Buch, das sich einer klaren Zuordnung selbst im Klappentext des Verlages entzieht: Dieser preist es als sowohl – teils literarisch geschriebenes – wissenschaftliches Werk wie auch als beherztes Pamphlet.
Durchaus: eine Tour de Force von der fundierten Darstellung der historischen Genese jener Begriffe, mit der die europäischen Wissenschaften sowohl sich selbst wie auch die „Fremden Welten“ zwischen Aufklärung, Romantik und Kolonialismus zu beschreiben versuchten. Über deren Kontroversen bei der Entwicklung ethnologischer und soziologischer Ethnizitätskonzepte und die unvermeidlichen Rückwirkungen auf die als „Volk“, „Rasse“ oder „Ethnie“ beschriebenen Menschen. Bis hin zu der Mahnung des Autors, „Ethnizität niemals als substanzhafte Gewissheit“ anzunehmen. Unbedingt lesenswert nicht nur für angehende EthnologInnen, sondern für alle, die mehr über die anhaltende Prägekraft des Diskurses über die – seit jeher konstruierte – „kulturelle Identität“ wissen wollen.
Christoph Seid, Jos Fritz/Bücher
Schuberths Diskurs über Ethnizität, Volk und Nation ist zwar eine wissenschaftliche Arbeit, gespickt mit einer Vielzahl von Fachbegriffen. Aber der Text ist eben von Schuberth, der in der Lage ist, einen Text so zu schreiben, dass sich selbst ein so „trockenes“ theoretisches Thema wie ein Roman lesen lässt. Deshalb kann man dieses Buch auch jedem Interessenten empfehlen, der nicht studiert hat. (…) Das Thema ist gerade in der gegenwärtigen Situation mit der Konfrontation zwischen Islamismus und westlicher Welt und den stark angestiegenen Migrationsströmen besonders aktuell. Es ist ein empfehlenswertes Buch, nicht nur für Ethnologen.
AmerIndian Research, Bd. 10/4-2015
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